Rauchverbot: Aus für die rheinische Eckkneipe?

Noch 2012 soll das neue Gesetz in Kraft treten. Besitzer kleiner Lokale bangen. Sauer sind Wirte, die in Raucherräume investiert haben.

Düsseldorf. Es ist halb zwei am Mittag, am Tresen im „Zinnstübchen“ an der Bachstraße sitzen drei Herren bei einem Glas Alt. Zwei Zigaretten qualmen im Aschenbecher vor sich hin. Es ist die typische rheinische Eckkneipe, keine Speisen, viel Bier, geöffnet von 11 Uhr „bis die letzten Gäste gehen“, sagt Inhaberin Eva Tsitsi. Seit 20 Jahren betreibt sie das „Zinnstübchen“ — jetzt hat sie Angst vor der angekündigten Verschärfung des Nichtraucherschutzgesetzes. „Der größte Teil unserer Gäste sind Raucher“, sagt Tsitsi. „Wenn das Verbot beschlossen wird, dauert es nicht mehr lange, bis wir zumachen.“

Tatsächlich sieht der Gesetzentwurf von Gesundheitsministerin Barbara Steffens ein komplettes Rauchverbot in Gaststätten vor. Keine Ausnahmen mehr für kleine Ein-Raum-Kneipen wie bisher. Gerade das sieht Rainer Spenke vom Gaststättenverband Dehoga kritisch.

In Düsseldorf gebe es 500 bis 600 Eckkneipen, mit einem Durchschnittsgewinn von etwa 14 000 Euro — vor Abzug der Steuern. „Schon jetzt wären die Betreiber fast besser dran mit Hartz IV.“ Für diese Gaststätten sei ein ausnahmsloses Rauchverbot fatal, rund 200 stünden in Düsseldorf vor dem Aus. „Die Vielzahl der Eckkneipen ist der große Unterschied zu Bayern“, sagt Spenke. Und Grund, warum das Verbot im Rheinland gravierendere Folgen hätte.

Und bei den Restaurants sei ein neues Gesetz ohnehin nicht notwendig. Spenke: „Da hat es sich eingespielt.“ In der Tat ist etwa der Kölsch-Ausschank „Eigelstein“ im Medienhafen, der zuvor ab 19 Uhr Rauchen erlaubte, seit dem Gerichtsurteil gegen die Raucherclubs im Mai komplett rauchfrei. Und weiterhin auch abends gut besucht. Andere haben Raucherbereiche eingerichtet. Doch auch diese will Ministerin Steffens verbieten.

Ein harter Schlag etwa für die Betreiber der „Fuchsjagd“ an der Gumbertstraße in Eller. Für eine fünfstellige Summe wurde dort im Raucherraum eine moderne Lüftungsanlage eingebaut — die Investition wäre durch das neue Gesetz für die Katz. „Das geht nicht, wir brauchen klare Richtlinien“, sagt Olga Stefanidou-Margariti.

Der Zickzackkurs trifft jene Gastronomen, die sich auf das Nichtrauchergesetz von 2008 einstellten, statt nach den Schlupflöchern à la Raucherclub zu suchen. In der Schwemme sei zwar in der Tat der Umsatz zurückgegangen, sagt die Fuchsjagd-Mitarbeiterin: „Von unseren Stammtischen kommt keiner mehr. Aber dafür haben wir im Restaurantbereich jetzt viel mehr Familien.“

Um die Speiselokale und auch um die Altstadtbars macht sich Rainer Spenke wenig Sorgen. „Sie werden Umsatzrückgänge haben. Aber die Kneipen in der Altstadt sind groß genug, um Verluste aufzufangen, bis sich das Ausgehverhalten verändert.“ Trotzdem sagt etwa DJ Karlsson vom Q-Stall in der Kurze Straße: „Es wird schwierig. Wenn Leute raus- und reingehen — das ist nichts für die Atmosphäre in einer Bar.“

Ärger mit vor der Tür quarzenden Kneipengästen erwartet allerdings Ordnungsamtsleiter Michael Zimmermann eher in den dicht besiedelten Vierteln als in der City. Denn als das Rauchen 2008 auf Schulhöfen verboten wurde und in der Folge gerade vor Berufskollegs lärmende Schülertrauben Kippenteppiche hinterließen, hagelte es Beschwerden von Anwohnern. „Die sind inzwischen zurückgegangen, aber nicht komplett verschwunden“, sagt Zimmermann.

Kommt das verschärfte Rauchverbot, müsse der Ordnungsdienst wieder schwerpunktmäßig kontrollieren — und Bußgelder womöglich nicht wegen Verstößen gegen das Verbot, sondern wegen des Lärms vor der Tür verteilen.

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