Radschlägermarkt adé? Düsseldorf will beliebten Trödel aufgeben

Das drohende Aus für den Traditionströdel hängt an der Aufgabe des Großmarktes — doch die Politik spielt da nicht mit.

Radschlägermarkt adé? Düsseldorf will beliebten Trödel aufgeben
Foto: JM

Düsseldorf. „Bei der Durchführung eines Trödelmarktes handelt es sich nicht um eine gesetzliche Aufgabe.“ So nüchtern, ja kühl will die Stadt einen der beliebtesten Trödelmärkte in Düsseldorf, den Radschlägermarkt auf dem Großmarktgelände an der Ulmenstraße in Derendorf abwickeln. Seit 1972 gibt es ihn, erst im alten Hafen, dann am Großmarkt. Ende des Jahres soll Schluss sein. Der Hauptgrund dafür ist, dass die Stadt auch den Großmarkt selbst abgibt, damit entfalle jede Veranlassung, den Trödel als öffentliche Hand weiter zu betreiben. Und: 2019 soll das Großmarktgelände endlich umgebaut werden, deshalb könne der Trödelmarkt dort nicht mehr stattfinden, heißt es in der Vorlage von Gründezernentin Helga Stulgies.

Am Dienstag berät der Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften (AWTL) im Rathaus über die beiden „Aufgaben“. Die des Trödelmarktes macht den Politikern so große Bauchschmerzen, dass sich parteiübergreifend Widerstand formiert — schließlich war und ist der Radschlägermarkt nicht nur der älteste noch existierende Trödel in Düsseldorf, sondern auch der klassischste. Neuwaren sind verboten, dafür findet man beim Stöbern viel Qualität und alte Schätzchen — bei Büchern ebenso wie bei Spielzeug, Schmuck, Kleidung, Porzellan und mehr.

„Dieses traditionsreiche und beliebte Angebot einfach im Handstreich zu beerdigen, das geht nicht“ , sagt CDU-Ratsherr André Simon. Matthias Herz (SPD) plädiert für eine politische Initiative zum Erhalt des Radschlägermarktes, am besten an Ort und Stelle: „Wer ihn künftig wie betreibt, das muss alles im Detail geprüft werden“, sagt Herz, „aber den Trödel sang- und klanglos beerdigen, das wollen wir nicht.“

Auch Monika Lehmhaus (FDP), die Vorsitzende des Liegenschaftsausschusses, sieht die Stadt da mindestens indirekt in der Pflicht: „Natürlich muss eine Stadt keinen Trödelmarkt selbst betreiben, aber sie muss sich dafür einsetzen, dass dieses Stück Düsseldorfer Lebensart mit seinem besonderen Ambiente nicht verloren geht.“ Schon das Ende des Les Halles-Trödelmarktes auf dem Gelände des Derendorfer Güterbahnhofes 2010 sei ein großer Verlust für die — ohnehin rar gesäte — Subkultur gewesen, jetzt müsse die Stadt einem Betreiber geeignete Flächen zur Verfügung stellen. Lehmhaus: „Ich denke da besonders an den Süden, wo ein großer Trödel fehlt, es aber alte Fabrikhallen mit dem richtigen Flair gibt.“

Bei weitem weniger bewegt die Ratspolitiker die Aufgabe des städtischen Großmarktes, denn der Markt als solcher bleibt ja auf dem riesigen Areal an der Ulmenstraße bestehen. Aber ab 2019 in Regie der Händlerriege, so wie die sich das seit Jahren wünschen. Denn das Gelände ist mittlerweile ziemlich marode, die Stadt schätzt den Investitionsbedarf auf über 35 Millionen Euro. Einige Hallen wurden bereits abgerissen, dennoch gibt es immer größere unbenutzte Freiflächen, zudem werden die großmarkttypischen Betriebe (Blumen, Obst, Gemüse) weniger, dafür treten branchenfremde Mieter (u.a. Reifen) auf den Plan.

Nun soll die Stadttochter IDR das riesige Gelände übernehmen, arrondieren und neue Markthallen bauen — die sie dann an die Großmarktgilde (die eine neue Betreibergesellschaft gründet) vermietet. Alle Fragen sind da indes noch nicht geklärt. So haben einzelne Händler der Gilde in den letzten Jahren durchaus noch Geld in ihre Flächen gesteckt — was muss da wie verrechnet werden? André Simon: „Es muss zudem klar sein, was genau gebaut wird, wie eng die Abstimmung mit den Händlern ist.“ Gesichert ist mit dem IDR-Modell auf jeden Fall die Zukunft des Großmarktes am alten Ort. Und dafür hatte sich in den letzten Jahren die CDU stark gemacht.

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