Düsseldorf Radikalkur für Carsch-Haus und Kaufhof ist gestartet

Der Kaufhof an der Kö wird für 32 Millionen Euro ausgebaut, das Nobel-Outlet „Saks Off 5th“ soll 2017 im Carsch-Haus eröffnen.

Im Kaufhof-Untergeschoss sollen Schuhe verkauft werden, auf doppelt so großer Fläche wie bisher. Simulation: Kaufhof

Im Kaufhof-Untergeschoss sollen Schuhe verkauft werden, auf doppelt so großer Fläche wie bisher. Simulation: Kaufhof

Foto: Hering Schuppener Consulting

Düsseldorf. Unterhalb von Kö und Heinrich-Heine-Platz wird derzeit kräftig gebaut — und diesmal nicht in der U-Bahn-Röhre. Aber direkt über ihr. In den Untergeschossen von Kaufhof und Carsch-Haus ist nichts mehr so, wie es die Düsseldorfer kennen. Aufgerissene Decken und Bauplanen sind die ersten Vorboten der großen Veränderung, welche beide Warenhäuser in der Zukunft durchlaufen werden.

Düsseldorf: Radikalkur für Carsch-Haus und Kaufhof ist gestartet
Foto: Judith Michaelis

Die Glaseingangstüren von der U-Bahn-Passage zum Kaufhof sind fast komplett mit großflächigen Plakaten verklebt. „Alles wird neu“, versprechen die. Nur ganz links ist neben weißer Plane ein Gang in die Verkaufsräume frei, es riecht nach Schweißarbeiten. Wer hier gewöhnlich Pralinen oder Kleinelektrogeräte kaufte, sieht jetzt als Erstes Regale mit Softgetränken. Um die Ecke wird dann Süßes und Hochprozentiges auf einer Fläche angeboten, die in der Tat stark wie ein U-Bahn-Schacht wirkt. „Hier sieht et wat aus!“, bemerkt ein älterer Kunde irritiert. Gleich neben den hochwertigen Gins und Wodkas aus aller Welt hängt ein großes Kabelgewirr aus der Decke, neben mit dickem Klebeband verbundenen Planen stehen die Veuve-Clicquot-Boxen für 110 Euro.

So ähnlich wie hier in New York soll auch bald das „Saks Off 5th“-Store auf 3500 Quadratmetern im Carsch-Haus aussehen. Foto: Hering Schuppener Consulting

So ähnlich wie hier in New York soll auch bald das „Saks Off 5th“-Store auf 3500 Quadratmetern im Carsch-Haus aussehen. Foto: Hering Schuppener Consulting

Foto: Judith Michaelis

Hintergrund des Chaos’: Die Kaufhof-Filiale an der Kö wird bis Herbst 2018 „zum Pionier der neuen Warenhaus-Generation“ ausgebaut — so die Ankündigung der Galeria-Kaufhof-Gruppe. 32 Millionen Euro werden dafür in die Hand genommen. Vor allem die Sortimente bei Kosmetik, Handtaschen und Schuhen werden vergrößert, mehr internationale Marken fürs jüngere Publikum integriert. Im Untergeschoss sollen künftig Schuhmode und Damenstrümpfe konzentriert werden — auf 1100 Quadratmetern und somit doppelt so viel Fläche wie bisher.

Lebensmittel und Haushaltswaren ziehen indes ins Untergeschoss des Carsch-Hauses zur Gastrowelt „Delikatessa“, und auch diese Entwicklung ist in vollem Gange. Plakate im Eingang aus der Heine-Passage kündigen die „Große Neueröffnung Untergeschoss im November 2016“ an. Dahinter läuft der Kunde zunächst in riesige Profi-Grills, dann in die Küchenwelt, die früher im Kaufhof war. Zwischen den weißen Deckenplatten blickt man in dunkle Schächte mit Rohren und Kabeln hinauf, hinter den Kassen folgt ein langer Gang zwischen Leere und zwei Bahnen rot-weißen Flatterbands hindurch bis zur Champagnerbar in der Delikatessa.

Laut Unternehmenssprecher Steffen Kern sind die Arbeiten „gut im Zeitplan“. Die ersten Teileröffnungen in den Untergeschossen fänden wie versprochen im November statt. „Danach geht es Schritt für Schritt weiter.“ Nicht nur bei der neuen Modellfiliale des Kaufhofs, sondern auch im Carsch-Haus, das wie berichtet bis Sommer 2017 zum Flagship-Store der Marke „Saks off 5th“ in Europa umgebaut wird. Kern: „Die ersten Umbauarbeiten hierfür werden Anfang nächsten Jahres beginnen.“ Die Kaufhäuser der Kette, welche wie Kaufhof zur kanadischen Hudson’s Bay Company (HBC) gehört, sind gewissermaßen Outlets, die Mode großer Marken wie Boss und Calvin Klein günstig anbieten, überdies aber auch Saks-Eigenmarken. Insgesamt 40 Filialen sollen in Deutschland entstehen.

Die benachbarten Warenhäuser werden auch weiterhin komplett im laufenden Betrieb ihrer Radikalkur unterzogen. „Natürlich kann es dabei zu Einschränkungen von Laufwegen oder Unannehmlichkeiten durch Lärm kommen“, sagt Kern. Die Mehrheit der Kunden melde in den Filialen aber zurück, sich auf die Veränderungen zu freuen. Und für die Mitarbeiter seien diese als Bekenntnis des neuen Eigentümers HBC zur Kaufhof-Kette erfreulich: „Sie sind hochmotiviert, sich auf Neues einzulassen.“ Freuen können sich übrigens auch Düsseldorfer, die bei aller Freude aufs Neue auch um die Tradition bangen: Am Carsch-Haus wird immer noch Carsch-Haus stehen. Kern: „Das Gebäude heißt so und wird auch weiter so heißen.“

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