Seenotrettung Protestaktion für Sea-Watch-Kapitänin Rackete in Düsseldorf am Montagnachmittag

Düsseldorf · Fürs Anlegen in einem italienischen Hafen mit 40 geretteten Flüchtlingen an Bord drohen der Carola Rackete bis zu zehn Jahre Haft. Viele Organisationen und auch der Düsseldorfer Oberbürgermeister wollen dagegen protestieren.

 Kapitänin Carola Rackete am Steuer ihres Schiffs.

Kapitänin Carola Rackete am Steuer ihres Schiffs.

Foto: dpa/Till M. Egen

In Düsseldorf wird es am Montagnachmittag eine Protesaktion gegen die Verhaftung der Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete geben. Das hat die Düsseldorfer Flüchtlingsinitiative Stay am Montagmorgen bekanntgegeben.

Am Samstag ist die 31 Jahre alte Kapitänin der Sea Watch 3 in Italien verhaftet worden, sie hatte trotz eines Verbots der italienischen Behörden den Hafen von Lampedusa angesteuert, um die 40 Migranten an Bord an Land zu bringen. Zuvor hatte sie 17 Tage auf See verbracht, da kein EU-Land sich bereit erklärt hatte, das Schiff aufzunehmen. Carola Rackete hatte vorher etwa zwei Wochen lang versucht, eine Erlaubnis zum Anlegen zu bekommen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kritisierte Italien wegen der Festnahme der Deutschen.Auf Rackete kommt eine Geldstrafe zu, im schlimmsten Fall Haft. Spätestens Dienstag wird ihre Vernehmung und eine mögliche Bestätigung des Haftbefehls erwartet.

Vor dem Düsseldorfer Rathaus soll am Montag um 16 Uhr die Protestaktion beginnen. Dazu soll symbolisch auch ein Schlauchboot aufgebaut werden. Zu der Kundgebung rufen „Flüchtlinge willkommen in Düsseldorf“, Stay und viele andere Vereine und Initiativen auf. Vor dem Rathaus wird symbolisch ein Schlauchboot aufgebaut. Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) wird zu Beginn sprechen. Er hatte sich wiederholt gegen die Verhaftung der Kapitänin und gegen den Umgang der EU mit der Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer ausgesprochen.

Carola Rackete hat viele weitere prominente Unterstützer. So hatte bereits Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) das rigide Vorgehen der italienischen Behörden kritisiert. "Wer Menschenleben rettet, kann nicht Verbrecher sein", hatte Steinmeier in einem Interview gesagt. Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) oder Siemens-Chef Joe Kaeser hatten die Festnahme der Kapitänin kritisiert. Unterdessen laufen auch Spendenaktionen, um Sea Watch und Carola Rackete in ihrer derzeitigen Situation zu unterstützen. Mehr als eine Million Euro sind bereits zusammengekommen, ein großer Teil davon auf Initiative der Fernsehmoderatoren Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf.

Die Seenotrettung sorgt seit langem für Streit innerhalb der Europäischen Union. Die EU-Länder können sich nicht auf einen Mechanismus zur Verteilung der Bootsflüchtlinge einigen. Kritiker von Kapitänin Racketes Vorgehen sagen, sie hätte das Boot zurück nach Libyen steuern können, dort wären die Flüchtlinge wieder aufgenommen worden. In Libyen herrscht Krieg, in den Auffanglagern werden Migranten laut der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ gefoltert und missbraucht, weshalb für die Kapitänin diese Option nicht in Frage kam.

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