Prof. Frank Überall,Kölner Politologe und Experte für Kommunalpolitik

Düsseldorf. Herr Überall, worauf kommt es bei einer Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeisters jetzt besonders an?

Prof. Frank Überall,Kölner Politologe und Experte für Kommunalpolitik
Foto: Judith Michaelis

Überall: Generell gilt: Eine OB-Stichwahl ist eine hochpersonalisierte und damit auch hochemotionalisierte Sache. Es geht um den direkten Vergleich von zwei Menschen. Speziell seit Einführung der hauptamtlichen Oberbürgermeister in NRW 1999 müssen die Kandidaten da sehr viel rüberbringen: fachliche Kompetenz, eine gute Außendarstellung plus Volksnähe für die repräsentative Seite und, und, und.

Das galt aber auch schon für den ersten Wahlgang. Was wird jetzt entscheidend sein?

Überall: Natürlich die Wahlbeteiligung. Beide müssen alles dafür tun, erst einmal so viele Wähler aus Wahlgang eins wie möglich noch einmal zu motivieren. Und dann werden sie in den anderen politischen Lagern fischen, in Düsseldorf gilt das vor allem für den Herausforderer Geisel, der einen Rückstand aufzuholen hat. Ja, bei Stichwahlen sinkt die Wahlbeteiligung in aller Regel noch einmal — was mir nicht so recht einleuchten will. Denn da kommt es doch wirklich auf jede Stimme an, man kann Politik in seiner Stadt maßgeblich und unmittelbar mitbestimmen. Wer jedoch nicht wählen geht, kriegt zur Strafe oft den, den er oder sie nicht wollte.

Kann man einen Rückstand von acht Prozentpunkten noch drehen?

Überall: Das ist sicher nicht leicht, aber auch nicht unmöglich. Viel hängt von der Stimmung in einer Stadt ab. In Düsseldorf sieht es für mich so aus, als ob Dirk Elbers von seinem Amtsbonus zuletzt einen Teil verspielt hätte — etwa durch seine in meinen Augen sehr ungeschickte Äußerung über ärmere Ruhrgebietsstädte. Eine gewisse Rolle können auch die Empfehlungen der Parteien spielen, die aus dem Rennen sind, wobei sich da ja alle recht bedeckt halten. A.S.

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