Prinzenpaar auf Werbetour

Altstadtbummel: Prinz und Venetia zogen am Dienstag durch die Altstadt – und machten Reklame für sich und andere.

Düsseldorf. Der Ordnungs- und Servicedienst-Mitarbeiter in seinem kleinen Dienstauto scheint verwirrt. Es ist Dienstagnachmittag, 15.30 Uhr und die Hohe Straße ist komplett blockiert. Ein älterer Mann reckt ein Megaphon in die Höhe und beginnt ins Mikro zu sprechen. "Ist die Demo hier angemeldet", will der strenge OSD-Mann wissen, bis sein Blick auf einen Mann in Strumpfhosen und einer mit Pfauenfedern bestückten Kappe fällt.

Es ist der Prinz Karneval, JosefHinkel. Und es ist seine Idee, die sich da in der Gestalt von knapp 200 Menschen manifestiert: der Altstadtbummel des Düsseldorfer Prinzenpaares. Seine Venetia Barbara Oxenfort (1,60 Meter) ist hinter dem 1,89 Meter großen Bäckermeister kaum zu sehen. Schnell organisiert sie sich ein Höckerchen, um auf Augenhöhe zu kommen.

Der Bummel ist der Versuch, Düsseldorfs Karneval zurück auf die Straße zu bringen. Und er ist eine zweistündige Werbeveranstaltung. Für Hinkels Bäckerei, für Oxenforts Weinhaus Tante Anna, für Gönner und Sponsoren und auch für den Karneval.

Venetia Barbara nach dem ersten offiziellen Altstadtbummel der Düsseldorfer Karnevalsgeschichte

Nachdem Prinz Josef I. seine Mitarbeiter in den Hinkel-Filialen an der Hohe Straße und der Mittelstraße fernsehgerecht mit seinem Prinzenorden beglückt hat, zieht die Karawane weiter zum Senfladen an der Berger Straße und zum Narren-Fachgeschäft "Jeck Jedöns" ein paar Häuser weiter. Die erste längere Werbepause legt man vor dem Uerige ein. Baas Michael Schnitzler wird von CC-Präsident Engelbert Oxenfort zur ein oder anderen Freibierrunde überredet und ebenfalls mit Orden überschüttet. Direkt gegenüber wartet schon Peter Busch (Killepitsch) auf ebensolche.

Ein Abstecher in die Kapuzinergasse folgt ("bei Schubert hat die Venetia ihren Schmuck für die Session bekommen", megaphonierte Engelbert Oxenfort), danach geht es zum Schumacher auf der Bolker Straße, zum Bestattungshaus Salm auf der Andreasstraße, zu Benders Marie nebenan und dann zum Schlussakkord zu Tante Anna. Auch hier wieder: Tusch und Orden. Der ein oder andere musste kurz an das Sessionsmotto denken: "Mer kann och alles öwerdriewe".

Doch Werbung hin, Werbung her: Hinkels Idee des Altstadtbummels begeistert nicht nur die Jecken, die von Anfang an mitgezogen sind. Spontan schließen sich Passanten dem Umzug an, asiatische Touristen werden ganz hektisch, reißen ihre Fotoapparate und Videokameras hoch und filmen. Werbung für den Düsseldorfer Karneval in Fernost.

"Es war traumhaft", sagt Venetia Barbara nach dem Bummel, "der beste Veedelszoch aller Zeiten!" Und ihr Prinz ist glückselig. "Das ist Karneval wie er sein soll. Er ist für die normalen Menschen da", sagt Hinkel und reibt sich die vom vielen Ordenumhängen leicht schmerzenden Handgelenke. Natürlich ist es kein Zufall, dass ausgerechnet die beiden Altstadtkinder Hinkel und Oxenfort auf diese Idee kamen. "Ich würde mir wünschen, dass unsere Nachfolger diesen Bummel fortführen", hofft die Venetia.

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