Presseschau: Großartige Stimmung und hässliche Stürze

Internationale und überregionale Medien berichten über die Tour de France in Düsseldorf.

Fans an der Rotterdamer Straße in Düsseldorf.

Fans an der Rotterdamer Straße in Düsseldorf.

Foto: Nikolas Golsch

Düsseldorf. Der Grand Départ in Düsseldorf bringt einen Imagegewinn — ist die Überzeugung der Stadtspitze. Ob sie damit richtig liegt, lässt sich am Medienecho ablesen. Eine Auswahl:

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) titelt „Wär’n sie doch in Düsseldorf geblieben!“ und schreibt weiter: „Die Zuschauer haben mit ihrer schieren Masse und der Atmosphäre der Tour eine sehr gelungene Ouvertüre verschafft.“ Auch wenn „weniger pure Radsport-Leidenschaft und mehr Neugierde auf das Sportereignis spürbar“ gewesen seien.

Tour de France: Die Bergwertung in Düsseldorf
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Eine „großartige Stimmung“ nahm auch die Süddeutsche Zeitung in der Stadt wahr, betont jedoch auch die „hässlichen Stürze auf teils schlecht gesichertem Terrain“ und stellt in Frage, ob „das knappe Gastspiel“ in Düsseldorf bereits als Barometer für die Wiedererweckung der deutschen Radsportbegeisterung gewertet werden könne.

Die großen französischen Tageszeitungen beschäftigen sich vor allem mit der Rolle Deutschlands. Wegen der Dopingskandale ging Deutschland schon vor Jahren als Tour-de-France-Partner verloren. Le Monde glaubt, dass man sich nun wieder nähergekommen sei und schreibt auch: „Es war Zeit, dass die Tour in Düsseldorf Station macht“, von dort komme die Gruppe Kraftwerk, welche die Tour mit einem Musikalbum geadelt habe. Auch der „berühmte Karneval“ Düsseldorfs wird erwähnt, dessen „Spezialität“ es sei, „die Mächtigen lächerlich zu machen“.

Die Sportausgabe des Figaro und die Libération widmen den Schutzvorkehrungen eine jeweils eigene Geschichte. Nach den Terroreranschlägen in der jüngsten Vergangenheit hat das Thema Sicherheit im freiheitsliebenden Frankreich eine nie da gewesenes Bedeutung. Es sei der Initiative deutscher Behörden zu verdanken, dass in Düsseldorf deutsche und französische Kräfte gemeinsam für Sicherheit sorgten, schreibt etwa der Figaro.

Die Libération betrachtet zudem den wirtschaftlichen Nutzen, den eine wiedergewonnene Zugewandtheit Deutschlands gegenüber der Tour de France mit sich brächte: potente Sponsoren, aktive Radrennsportler, leidenschaftliche Gäste und Millionen Fernsehzuschauer. Düsseldorf habe hier die Rolle des Türöffners übernommen.

Der Blick auf die Rennen fällt allerdings nicht positiv aus. Die Liberation schreibt: Dieser Grand Départ sei „keine unvergängliche Erinnerung“. Das Wetter sei „scheußlich“ gewesen, Ausgangspunkt und Ziel des ersten Rennens an der Messe hätten sich in einem „Niemandsland“ befunden. Auch sei der Zuschauerandrang „weniger eindrucksvoll“ gewesen als 2014 im englischen Yorkshire.

Der The Guardian beurteilt fast ausnahmslos den Sport. Ob Düsseldorf schön und der Applaus stark ist, spielt keine Rolle. Wohl aber der „mit sanfter Unbarmherzigkeit“ fallende Regen, der, so das Medium, die Fahrer zu einem „brutalen Glücksspiel“ gezwungen habe: Alles geben und hoffen, dass man nicht stürzt. Zur Berichterstattung im Internet serviert der Guardian dann allerdings ein Video, das genau das zeigt: Stürze auf nasser Bahn.

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