Preisverleihung: Ralph Giordano - „Die Auszeichnung ist mein Lebenshöhepunkt“
Ralph Giordano wurde vom Heine-Freundeskreis geehrt. Düsseldorf sei eine seiner drei Schicksalsstädte, sagte der Schriftsteller.
<strong>Düsseldorf. Die "Auszeichnung für Zivilcourage", die der Freundeskreis Heinrich Heine nun um zweiten Mal vergab (2006 ging sie an Walter Kempowski), sei so etwas wie sein Lebenshöhepunkt, sagte der Schriftsteller Ralph Giordano bei seiner Dankesrede im Schlösschen des Regierungspräsidenten. Er habe immer eine starke Affinität zu Heine gehabt. Wie Heine sei auch er hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu Deutschland und der tiefen Enttäuschung über die Deutschen. "Das Deutsche ist für mich, was für Fische das Wasser ist", zitierte er Heine, der verletzende antisemitische Erfahrungen gemacht habe und dem das Deutsche zum "Brechpulver" geworden sei.
Die Bundesrepublik gab ihm Gegen- und Rückenwind
Giordano, der während des Nationalsozialismus Schlimmeres erleben musste als Heine, sagt über die Bundesrepublik, sie habe ihm sowohl Gegen- als auch Rückenwind gegeben. Im Gespräch mit der WZ betonte Giordano unterdessen die wichtige Rolle, die Düsseldorf in seinem Leben spiele. Zusammen mit Hamburg, seiner Heimat, und Köln, wo er heute lebt, sei Düsseldorf eine seiner drei Schicksalsstädte. Schon 1946 habe er hier den Herausgeber der Jüdischen Allgemeinen Wochenzeitung, Karl Marx, kennengelernt und intensiv mit ihm zusammengearbeitet. Und auch in der Zeit, als der Zentralrat der Juden in Deutschland noch seinen Sitz an der Fischerstraße in Düsseldorf hatte, sei die Stadt für ihn eine wichtige Anlaufstelle gewesen.Gäste des Festakts im Regierungsschlösschen waren unter anderem Staatsministerin Hildegard Müller, Landtagspräsidentin Regina van Dinther und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde im Rheinland, Esra Cohn.
Es sei wichtig, dass es Menschen wie Ralph Giordano gebe, die niemals wegsähen und sich nie duckten, wenn Miss-Stände sichtbar würden, sagte Hildegard Müller. "Das Vorbild Giordano macht Menschen Mut." Van Dinther betonte, Giordano habe durch seine schriftstellerische Tätigkeit die Meinungsvielfalt bereichert. Esra Cohn hob hervor, dass Giordano den Morddrohungen wegen seiner Kritik am Bau von Moscheen widerstehe.
Auf Giordanos Aufruf "Stoppt den Bau der Moschee" hob auch die Journalistin Lea Rosh in ihrer langen Laudatio ab. Sie bekräftigte noch einmal Giordanos Kritik, die auf der Auffassung basiert, dass die Integration von Muslimen in Deutschland gescheitert sei. Moscheen dienten mehr der Abkapselung als dem Austausch.
Vita Ralph Giordano wurde am 20. März 1923 in Hamburg geboren. Während des Dritten Reiches war er Verfolgungen und Diskriminierungen ausgesetzt. Er überlebte das Kriegsende mit den Eltern und seinen beiden Brüdern versteckt in einem Hamburger Keller. Nach dem Krieg etablierte sich Giordano als Journalist, Schriftsteller und Regisseur.
Hans-Georg Lohe, Kulturdezernent der Stadt Düsseldorf