Kunstaktion Pottwal am Oberkasseler Rheinufer löst Diskussionen aus

Düsseldorf · Das Objekt stellt ein durch verschlucktes Plastik getötetes Tier dar. Künstler nahmen Rolle von Wissenschaftlern ein.

 Die lebensgroße Nachbildung eines verendeten Pottwals am Oberkasseler Rheinufer.

Die lebensgroße Nachbildung eines verendeten Pottwals am Oberkasseler Rheinufer.

Foto: Michaelis, Judith (JM)

Mitten auf den Rheinwiesen, unweit der Rheinkniebrücke, liegt ein Wal. Rundherum spannt sich ein rotes Absperrband, dass ihn vor allzu neugierigen Besuchern abschirmt. Das Tier ist übersät mit Schrammen, Blut läuft aus einem Auge. Frauen und Männer in Kitteln laufen geschäftig um ihn herum, bespritzen ihn mit Wasser, klettern auf ihn mit diversen Geräten. An einer Seite steht ein Tisch, darauf jede Menge Technik, unter anderem ein Mikroskop. Künstler aus Belgien geben sich als Wissenschaftler aus, kommen mit den Menschen auf den Rheinwiesen ins Gespräch.

Für zufällig vorbeikommende Spaziergänger erschließt sich die Aktion zunächst nicht, es klärt sich erst auf, sobald sie aktiv Fragen stellen. Die Künstler bleiben dabei voll in ihrer Rolle. Der Pottwal sei hier am Ufer gestrandet, nun werde er untersucht. Später wird sich herausstellen, dass er durch verschluckten Plastikmüll verendet ist. Initiatorin Andrea Steffen und ihr Team vom Verein Pottwale erklären die Hintergründe. Möglichst realistisch soll die Aktion darstellen, was an anderen Orten auf der Welt mit Walen passiert, die von Plastik umgeben sind. Die Aktivisten hoffen, dass sich dadurch mehr Menschen für die Auswirkungen von Plastikmüll auf die Tiere interessieren und aktiv werden.

Vor allem Teilnehmer der Aktion Rhine Clean Up, die auf den Wiesen Müll sammeln, schauen bei der lebensgroßen Skulptur vorbei. Bei ihnen kommt die Botschaft an, zeigt Wirkung. „Ein Foto oder eine Dokumentation darüber anzusehen, wie Wale durch Müll verenden, ist das eine. Es einmal realistisch nachgestellt anzusehen, hinterlässt noch einmal einen ganz anderen Eindruck“, sagt beispielsweise Gustavo Davila. Er findet, dass dadurch Menschen stärker von dem Thema Plastik im Meer berührt werden und eventuell im Alltag anders handeln. „Die Skulptur ist beeindruckend, so in Lebensgröße ist das nochmal eine ganz andere Hausnummer als in einem Video“, sagt Magdalena Blume. Schrammen, Blut, Zähne – die Umsetzung sei sehr gelungen.

So wie die beiden denken viele Teilnehmer der Müll-Sammelaktion. Andere hingegen wünschen sich Verbesserungen. „Die Idee ist gut, aber die Umsetzung finde ich teils nicht deutlich genug“, sagt eine 36-Jährige, die mit ihrem kleinen Sohn nur dafür an den Rhein kam. „Ich selber habe mich vorab viel informiert, aber ich finde, die Botschaft kommt nicht wirklich rüber.“, sagt sie. „Man sieht gar nicht, dass der Wal durch Plastik gestorben ist, beispielsweise.“ Für Kinder sei das enttäuschend. Wieder andere stört das nicht. Man könne sich denken, was dahinter stecke – und die Aktion passe super zum Rhine Clean Up.

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