Düsseldorf Polizisten stürmen Islamisten-Wohnung

Der Großeinsatz von Spezialkräften überrascht Passanten und Nachbarn. Das Haus in Düsseldorf stand in diesem Jahr schon einmal im Fokus.

Düsseldorf: Polizisten stürmen Islamisten-Wohnung
Foto: David Young

Düsseldorf. Es ist gegen 6 Uhr früh, in der Lichtstraße im Düsseldorfer Stadtteil Flingern sind die ersten Frühaufsteher unterwegs, an der Haltestelle warten Menschen auf die Straßenbahn. Plötzlich halten mehrere schwarze Transporter auf der Straße, vermummte Polizisten springen heraus und verschaffen sich Zugang zu dem Mehrfamilienhaus. Es folgt ein mehrstündiger Einsatz gegen die Islamisten-Szene, an dem in Düsseldorf und Schwelm rund 80 Beamte beteiligt sind — während vor dem Haus die Geschäfte ihren Betrieb aufnehmen.

Den vielen Passanten und Anwohner, die Zeugen der Aktion werden, bleiben die Hintergründe unklar. Michaela Lutz macht morgens ihren Kiosk auf, als die Durchsuchung schon läuft. Sie habe ein paar Polizisten gesehen, Kunden hätten sie immer wieder angesprochen: „Ich konnte ihnen aber auch nicht erklären, was da abläuft“, sagt sie schulterzuckend.

Düsseldorf: Razzia gegen islamistische Szene
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Düsseldorf: Razzia gegen islamistische Szene

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Verwunderung lösen martialisch bekleidete Einsatzkräfte auch in der Bäckerei ein paar Türen weiter aus, als sie sich dort ein zweites Frühstück holen. Nur Christine Breitbarth war nach eigener Aussage weniger überrascht. Sie hat in dem betreffenden Haus im Erdgeschoss einen Friseursalon: „Die Polizei war vorher bei mir und schaute sich den Laden an.“ Die Beamten hätten wissen wollen, ob es einen möglichen Fluchtweg durch den Salon gebe. Beunruhigt habe sie der polizeiliche Großeinsatz aber nicht, sagt die Frau seelenruhig und fügt hinzu: „Ich habe noch nie so viele Journalisten auf einmal gesehen.“

Allerdings ist es nicht lange her, dass es schon einmal einen großen Medienansturm auf das Haus gegeben hat. Im März hatte der Spiegel von einem deutschen Konvertiten berichtet, der dort wohnt und ein Freund des berüchtigten IS-Mörders „Dschihadi John“ ist. Am nächsten Tag stand der britische Fernsehsender BBC mit Kameras vor dem Haus. In der Nachbarschaft sorgte das damals für Verunsicherung, viele fragten sich, was da für einer in ihrer Umgebung wohnt. Von einer solchen Stimmung ist an diesem Morgen aber wenig zu spüren. Zu unklar sind zunächst die Hintergründe des Polizeieinsatzes. Von den Bewohnern des Hauses will sich niemand äußern.

Nur wenige Straßen entfernt ist die Ackerstraße, Zentrum des trendigen Flingern. In der Lichtstraße ist davon aber nichts zu spüren. Sie sieht aus wie eine ganz normale Verkehrsachse am Rande der Innenstadt, gesäumt von Büdchen, Penny-Markt und Asia-Imbiss. Der Terror von Paris wirkt hier sehr weit weg.

Das Haus, in dem die Razzia stattfindet, hat im Erdgeschoss neben dem Friseursalon noch ein Schnellrestaurant namens „Pastasatt“. Dort sind die Mitarbeiter am Vormittag mit den Vorbereitungen des Tages beschäftigt, während einige Meter entfernt die Polizisten vorbeilaufen. Als die Rede auf den Mann kommt, der als Freund von „Dschihadi John“ gilt, winkt ein Mitarbeiter aber ab. Der könne mit der Durchsuchung nichts zu tun haben: „Er hat heute Morgen unbehelligt in Arbeitsmontur das Haus verlassen.“

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