Versuch Polizeipräsident Wesseler will Bodycams in der Altstadt testen

LKA-Papier beklagt Angriffe auf Beamte — Norbert Wesseler will deshalb Körperkameras für die Altstadtpolizisten.

Versuch: Polizeipräsident Wesseler will Bodycams in der Altstadt testen
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. In NRW gibt es alle 67 Minuten einen Angriff auf Polizisten — das geht aus einem internen Lagebild des LKA hervor, welches die Gewerkschaft der Polizei (GdP) öffentlich gemacht hat. Auch in Düsseldorf, heißt es aus dem Präsidium, mehreren sich die Fälle. Die Gewerkschaft und auch der Düsseldorfer Polizeipräsident haben sich eine mögliche Lösung für das Problem überlegt: Sie wollen Körperkameras — so genannte Bodycams — für die Altstadtpolizisten. Die Bundespolizei im Hauptbahnhof testet die neue Technik bereits seit Ende Januar.

Genaue Zahlen, wie oft Polizisten in der Landeshauptstadt angegriffen oder sogar verletzt werden, gibt es im Präsidium nicht. Dort werden nur die Widerstandshandlungen gegen Beamte registriert — „die Angriffe auf Polizisten sind dabei“, erklärt Sprecher Andreas Czogalla. Die Zahl liegt konstant hoch: 2014 waren es 345 Fälle, im vergangenen Jahr 323. „Die Respektlosigkeit nimmt zu“, weiß Czogalla aber aus Erfahrung. „Besonders, wenn Alkohol im Spiel ist.“

Auch wenn das LKA-Dossier keine nach Städten aufgeschlüsselten Zahlen enthält, ist auch Stephan Hegger von der NRW-Gewerkschaft sicher: „Das wird gerade in Düsseldorf ein massives Problem sein — man muss ja nur an die Altstadt denken und an das, was da abgeht. Dort werden ständig Polizisten angegriffen.“ Die GdP fordert deshalb den Einsatz von Bodycams bei der nordrhein-westfälischen Landespolizei. Hegger: „Und dabei haben wir auch die Düsseldorfer Altstadt im Blick.“ In Frankfurt-Alt-Sachsenhausen etwa, das mit seinen Kneipen und Junggesellenabschieden der Altstadt ähnlich sei, seien Polizisten bereits mit diesen Kameras auf der Schulter unterwegs. Für jeden potenziellen Störer ist jetzt erkennbar: Du wirst gefilmt. Und: „Seither ist die Zahl der Übergriffe auf Beamte dort rückläufig.“

Auch im Düsseldorfer Hauptbahnhof, wo die Bodycams seit Ende Januar mit auf Streife sind, hat die Bundespolizei gute Erfahrungen gemacht. Genaue Zahlen gebe es noch nicht, sagt zwar Sprecher Armin Roggon: „Wir haben das Projekt ja auf ein Jahr angelegt.“ Jedoch: „Bisher scheint das Konzept aufzugehen.“ So habe man über Karneval und auch seither keinerlei nennenswerte Vorfälle gehabt. Roggon: „Derzeit schauen wir sehr positiv in die Zukunft.“

Für Gewerkschaftssprecher Hegger ein deutliches Zeichen, dass man mit seiner Forderung richtig liege. Es sei „absurd“, dass die Polizisten im Hauptbahnhof mit Bodycams ausgestattet seien, jene auf dem Vorplatz hingegen nicht — nur weil die einen zur Bundes- und die anderen zur Landespolizei gehörten: „Wir halten das für einen Anachronismus.“

Und ganz ähnlich sieht es der Chef der Landespolizei in Düsseldorf: Polizeipräsident Norbert Wesseler ist „ganz klar“ für einen Test der Bodycams im Altstadt-Einsatz. Sein Ziel sei es, eigene Erfahrungen mit diesem neuen Instrument zu sammeln. Allerdings: Ob es zu einem solchen Feldversuch kommt, ist Sache der Landespolitik — und die ließ in der Frage bislang eher Zurückhaltung walten.

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