Polizei-Einsatz auf zwei mal zwei Rädern

Mehr als 50 Mal waren Düsseldorfs Fahrradpolizisten im vorigen Jahr im Einsatz, in diesem könnte es noch etwas mehr werden.

Düsseldorf. Um frische Luft müssen sich Wolfgang Krämer und Kollege Heinrich Kramps bei ihren Streifenfahrten nicht sorgen - selbst, wenn’s schwer sommerlich wird. Ihre Fahrradhelme haben Schlitze, der besseren Durchlüftung und des Tragekomforts wegen.

Außerdem ist die Uniform ihrem Arbeitsgerät angepasst: Kommissar Krämer (47) und Hauptkommissar Kramps (50) tragen Radlerhose, Rennleibchen, beides in Polizei-Grün, und sitzen auf silbernen Mountainrädern. Die beiden sind zwei von sieben Fahrradpolizisten, die in der Stadt Streife fahren.

Ab 7.30 Uhr sind sie an diesem Morgen auf der Straße. Vorher ist kurze Besprechung mit den Kollegen des Einsatztrupps Präsenz. Wer ist wo im Einsatz, wer ist Fußstreife und wer mit dem Rad im Einsatz? Das Wort Präsenz ist wörtlich zu verstehen. Die Polizisten sollen auf die Straße, so sieht es das Konzept vor. Seit September 2007 gibt es den Einsatztrupp.

Von ihrer Dienststelle in Benrath aus fahren sie Streife Richtung Innenstadt. Priorität hat am Morgen die Schulwegsicherung. Meist reicht es, wenn sich Krämer und Kramps dekorativ und gut sichtbar vor Schulen aufstellen. Das schreckt Bleifüße auf der einen, und allzu lässige Schüler auf der anderen Seite ab. Gerast wird nicht, aber auch nicht bei Rot über die Straße spaziert. Drei Zahlkarten verteilen Krämer und Kramps innerhalb einer Stunde. "Polizeiarbeit darf nicht folgenlos bleiben", sagt Kramps. Im Klartext: Wer erwischt wird, muss blechen, sonst hat alle Kontrolle keinen Sinn.

Diese schlichte Regel lernt gegen Mittag ein Schreiner kennen, der seinen Lieferwagen in Nähe des Ständehauses quer auf dem Bürgersteig geparkt hat. Wird schon nicht auffallen. Krämer und Kramps ist es aufgefallen - und nicht nur das, der Transporter steht auch weit offen, wer Bohrmaschine oder Werkzeug braucht, könnte sich bequem bedienen.

Dass er seine Sicherungspflicht vernachlässigt hat, nimmt der Handwerker zur Kenntnis. Das Parkmanöver auf dem Bürgersteig kostet ihn 15Euro. Mit EC-Karte zu zahlen. Hätte seinetwegen eine Mutter mit Kinderwagen auf die Straße ausweichen müssen, wären zehn Euro Nachschlag fällig geworden.

Weiter geht’s auf zwei mal zwei Rädern in den Florapark. Der wird als Angstraum wahrgenommen, Nicht erst seit im vorigen Jahr der "Professor", ein Obdachloser aus der Trinkerszene, von zwei Jugendlichen erstochen wurde. Viele Menschen meiden den Park, weil dort öffentlich und lautstark Alkohol konsumiert wird. Die Gruppe, die gegen Mittag schon ordentlich Schlagseite hat, ist aber friedlich. "Schmeckt’s schon", erkundigt sich Krämer. Grund, einzuschreiten gibt es für die Polizisten nicht.

Weiter Richtung Bilker Arcaden. Auf dem Bolzplatz, der dort in den nächsten Tagen eröffnet wird, sollen sich Sprayer rumtreiben. Mit kräftigen Tritten sausen Krämer und Kramps die Rampe hoch. Schlimme Finger mit Farbdosen sind dort nicht zu sehen.

"Das ist der Vorteil von Fahrrädern. Wir kommen an Stellen, wo wir sonst nicht herfahren würden", sagt Krämer. Außerdem hat der fahrbare Untersatz einen weiteren Vorteil: Auf ihren Rädern sind die beiden Polizisten nicht zu hören. Regelmäßig überraschen sie Autofahrer, die an der Ampel zum Mobiltelefon greifen. Ein kurzes Klopfen auf die Seitenscheibe beendet jedes Telefonat zuverlässig und kostenpflichtig.

Der fahrbare Untersatz zum Selbsttrampeln hat noch einen anderen Vorteil - die Hemmschwelle sinkt, die Polizei um Hilfe zu bitten. "Allein auf der Strecke von Benrath bis in die Innenstadt, werden wir mindestens dreimal angesprochen", sagt Kramps. "Und das ist auch gut so." An 16 Tagen war die Fahrradstaffel in diesem Jahr schon im Einsatz. Bis zum Winter dürften es mehr werden als im vorigen Jahr. Verteilt von Februar bis Dezember radelten Krämer, Kramps und Kollegen an 50 Tagen auf Streife.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort