Politik: Neue Analyse - Wer wen wählt

Statistiker vergleichen Wahlergebnisse mit den Sozial-Strukturen.

"Das gesellschaftliche Sein bestimmt das Bewusstsein."

Düsseldorf. Wer glaubt, die städtischen Statistiker würden sich nur mit Zahlen beschäftigen, der irrt. Tatsächlich er-zählen sie Geschichten. Wer wen wählt, das ist das Thema der neuesten Ausgabe der Schriftenreihe "Beiträge zur Statistik und Stadtforschung".

Darin haben die Experten die Wahlergebnisse in den Stadtteilen mit den sozialen Strukturen verglichen - und einige interessante Erkenntnisse gewonnen. Religionszugehörigkeit: Tendenziell sinkt die Wahlbeteiligung bei Kommunalwahlen seit Jahren (siehe Grafik).

Rausreißer gibt’s nur, wenn die lokalen Wahlen zusammen mit anderen Wahlen stattfinden (etwa für Landtag oder Bundestag). Bemerkenswert: Unter Christen ist die Bereitschaft, wählen zu gehen, immer noch vergleichsweise groß.

Dabei gilt: Je größer in einem Stadtteil der Anteil von Protestanten ist, desto höher fällt dort die Wahlbeteiligung aus. Bei den Katholiken gibt es diese Tendenz auch, aber nicht so deutlich. Bei der Parteipräferenz gibt es keinen Unterschied: "Je höher der Anteil sowohl an Katholiken als auch an Protestanten in den Wahlbezirken, desto besser schneidet die CDU ab", sagen die Forscher.

Umgekehrt gilt: Je stärker andere Religionen in einem Quartier vertreten sind, desto bessere Ergebnisse haben Grüne und Linke. Familienstand: Auch der Familienstand lässt Rückschlüsse zu. Tendenz: In Stadtvierteln, in denen viele Ledige und Geschiedene leben, ist die Wahlbeteiligung vergleichsweise niedrig.

Gleichzeitig bekommen die Grünen dort ihre besten Ergebnisse. Höher ist die Wahlbeteiligung in Bezirken mit vielen Familien. Dort ist die CDU überdurchschnittlich stark. Geschlecht: Der kleine Unterschied zeigt sich auch in der Bereitschaft, zur Wahl zu gehen. Wo die Beteiligung groß ist, leben tendenziell mehr Frauen. Und: Dort erreichen CDU und FDP ihre besten Ergebnisse.

In anderen Bereichen werden Erkenntnisse bestätigt, die bundesweite Analysen schon erbracht haben. Etwa, dass unter älteren Menschen die Wahlbeteiligung größer ist - und die CDU relativ viele Stimmen bekommt. In Bezirken mit hoher Arbeitslosigkeit ist das umgekehrt: Es gehen weniger Menschen wählen, aber die neigen eher zur SPD.

Das Heft kann beim Wahlamt angefordert werden unter:

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