Düsseldorf Pokémon Go: Wie lange dauert der Hype?

Polizeieinsatz am Dienstag an der Girardetbrücke. Markenexperte prophezeit dem Massenphänomen ein baldiges Ende.

 Dienstagnachmittag: Eine Polizeistreife schaut nach dem Rechten. Die auf der Bordsteinkante sitzenden Spieler müssen ihre Füße von der Fahrbahn nehmen — doch zwei Minuten später sitzen alle da wie vorher.

Dienstagnachmittag: Eine Polizeistreife schaut nach dem Rechten. Die auf der Bordsteinkante sitzenden Spieler müssen ihre Füße von der Fahrbahn nehmen — doch zwei Minuten später sitzen alle da wie vorher.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Amerikanische Motorradfahrer, die sich ihr Handy an den Lenker montieren, russische Politiker, die Pokémon-Verstecke in Wahllokalen fordern, um die Politikfreude zu fördern. Das Spiel „Pokémon Go“ führt weltweit zu allerlei Verrücktheiten. In Deutschland zu Anzeigen, weil Spieler Strom aus Bankfilialen für ihre Handyakkus klauen, und zu Schildern am Rande von Fußballfeldern, dass die Jagd während des Spiels nicht erlaubt sei. Und in Düsseldorf zu einer inzwischen chronisch verstopften Girardetbrücke. Aber wie lange denn noch?

Das fragt sich auch Guido Gutzeit vom Restaurant La Terrazza an der Kö, bei dem viele Spieler sich derzeit erleichtern — in Ermangelung von anderen öffentlichen Toiletten in der Nähe. Er will keine Zwangsabgabe für die Notdurft der Monsterjäger verlangen. „Aber ich stelle jetzt eine Spendenbox auf. Dann kann jeder etwas hineinwerfen und wir kaufen der Stadt davon eine Bank.“ Gutzeit versteht nicht, warum das Mobiliar auf der Kö nicht inzwischen den neuen Gegebenheiten angepasst wurde.

Pokemon Go: Jagd an der Kö
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Das allerdings kann Michael Bergmann vom Amt für Kommunikation erklären: Man habe keine Bänke in den Lagern des Gartenamtes gefunden. Also bleiben zwar die „Pokémon-Bänke“ bis zum Ende der Ferien auf der Girardetbrücke stehen — wo sie auch nicht ausreichen, Spieler inzwischen Liegestühle mitbringen. Ersatz am Kö-Graben bleibt aber aus.

Beschwerden über den verstopften Gehweg gebe es bei der Stadt bis dato nicht. Auch keine Unfälle, die durch die Monsterjagd verursacht worden wären, sagt Polizeisprecherin Susanna Heusgen. Dienstag räumten Polizisten dennoch am Nachmittag Spieler vom Bordstein, die ihre Füße auf der Fahrbahn hatten. Zwei Minuten später saßen die allerdings wieder. Heusgen setzt daher auf den Appell: „Nehmt Rücksicht.“ Und sie stellt klar: „Es wird keine speziellen Pokémon-Streifen geben.“

Auf Appelle setzt auch Mike Pernox (31), Administrator der Facecook-Gruppe „Pokémon Go in Düsseldorf & Umgebung“ mit fast 2000 Mitgliedern. Er habe sogar Plakate an der Brücke aufgehängt und darum gebeten, dass die Spieler ihren Müll wieder mitnehmen. „Leider sind die abgerissen worden.“ Mülleimer gibt es bislang nicht — er stehe aber in Kontakt mit der Awista.

Man versucht, mit dem Hype zu leben. Aber womöglich muss man das ja gar nicht mehr so lange. Glaubt zumindest der Düsseldorfer Markenexperte Christian Paul Stobbe. „Ich schätze, noch drei bis vier Wochen. Die Trends in diesem Bereich haben alle eine Halbwertzeit von ein bis zwei Monaten.“ Angeblich gehe die Zahl der aktiven Nutzer schon jetzt zurück. Allerdings könne sich die Kö als Hotspot für die „Hardcore-User“ etablieren — dann aber in „wesentlich geringerem Maßstab“. Stobbe sieht als wichtigen Faktor für die aktuelle Situation auch die Schulferien — und die sind ja nun mal endlich. Entscheidend werde aber sein, ob es den App-Machern gelingen wird, das Spiel irgendwie ins wahre Leben hinein zu verlängern.

Auch Mike Pernox glaubt, dass die Weiterentwicklung der App entscheidend sein wird: „Wenn etwa Kämpfe von Pokémon-Trainern untereinander möglich werden, dann hält sich der Hype weiter.“

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