Düsseldorf Plastiktüte? Viele sagen: Nein danke!

Im Supermarkt kostet die Tüte schon lange, inzwischen aber auch in Modegeschäften. Und tatsächlich nimmt der Verbrauch schon ab.

Düsseldorf. Die Verkäuferin in einem Wäschegeschäft an der Flinger Straße schiebt den Einkauf über die Theke. „Möchten Sie eine Tüte für 15 Cent dazu?“ Im Supermarkt gibt es Plastik schon seit langem nur gegen Bares. Jetzt muss aber auch in die Tasche greifen, wer gerade für viel Geld Kleidung gekauft hat. Viele deutsche Händler haben sich dazu selbst verpflichtet, um Plastikmüll einzudämmen. Mit einem Effekt, wie es scheint: „Die meisten verzichten auf die Tüte“, sagt die Verkäuferin. „Sie stopfen den Einkauf in die Handtasche oder bringen einen Beutel mit.“

Das ist auch das Signal, welches Anne Linnenbrügger-Schauer vom Handelsverband in Düsseldorf bislang bekommen hat. „Zum Teil geht der Verbrauch von Plastiktüten sogar sehr stark zurück.“ Das Ziel der Selbstverpflichtung — den Verbrauch von Plastiktüten pro deutschem Kopf von 71 pro Jahr bisher auf 40 im Jahr 2025 zu senken — rückt zumindest hier also wohl näher. Auch die Kommunalpolitik engagiert sich jetzt dafür.

Das Echo bei den Kunden in der Düsseldorfer Innenstadt ist allerdings geteilt. „Ich habe mich geärgert, dass ich zahlen musste“, sagt Hiba Khala, die mit der Plastiktüte einer Bekleidungsmarke in der Flinger Straße steht. „Aber es ist ja gut für die Umwelt — damit habe ich mich beruhigt.“ Trotzdem will sie auch künftig Plastiktüten, dann eben für Geld. „Ich bin einfach zu vergesslich, um mir eine Tasche mitzubringen.“ Ganz anders sieht es Günter Hecker, der seine Einkäufe schon in einem Stoffbeutel bei sich trägt. „Das mit den Plastiktüten nahm überhand“, findet er und die Initiative des Handels deshalb gut. Ebenso wie Alexander Tribbels, der zwar in einer Parfümerie gerade noch eine Gratis-Tüte erhalten hat, für gewöhnlich aber auch eine Tasche mitbringt, wenn er shoppt. „Das wird sich durchsetzen“, glaubt er.

Da ist auch Oshrat Avner aus Israel sicher, die von der Neuerung kalt erwischt wurde. „Vor drei Monaten war ich hier und musste noch nicht zahlen“, sagt sie. „Es ist ärgerlich. Aber nach einer Weile gewöhnt man sich sicher daran.“

Kreative Konzepte gegen Plastik gab es in Düsseldorf bereits vor der Selbstverpflichtung — mit der Initiative „Plastiktüten verhüten“ engagieren sich Händler schon seit dem vergangenen Jahr für ein plastikfreies Düsseldorf. Mit geteilten Erfahrungen. So bot die Hercules Bäckerei ein komplettes Paket aus Leinenbeutel, Tragetasche und Brottopf für zu Hause an. Allerdings für 50 Euro. „Das haben nicht viele gekauft. Extrem schade“, findet Maria Backweiler. Besser sind die Erfahrungen in der Mayerschen Buchhandlung. Dort gibt es seit zwei Jahren eine Mehrweg-Tragetasche — verbunden mit einem Städtewettbewerb: Die Geschäfte registrierten, wie oft sie den Beutel wiedersahen, die Siegerstadt bekam 10 000 Euro für ein lokales Umweltprojekt — es wurde allerdings nicht Düsseldorf, sondern Köln. Mehrwegtaschen für zwei Euro gibt es in der Mayerschen aber noch immer — die Tüten kosten auch dort jetzt 20 Cent. „Die Ausgabe von Einwegtüten entspricht schon nach den ersten Wochen nur noch zehn bis 15 Prozent von dem, was es vorher war“, sagt Sprecher Torsten Woywod.

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