Besuche : Pflegeverbände in Düsseldorf: Minister Laumann hat uns überrumpelt
Es gibt Kritik an den vermeintlich unvorbereiteten Öffnungen der Einrichtungen zu Muttertag. Nicht jeder Besuch hinter Plexiglas sei ein Gewinn.
Am Mittwochmorgen um 10 Uhr besucht Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann ein Caritas-Heim in Heerdt. Der Minister wolle, so heißt aus der Presseabteilung seines Ministeriums, ein Bild davon gewinnen, wie die ersten Besuche in den wieder geöffneten Pflegeheimen abgelaufen sind. Womöglich wird der Termin in Heerdt für den Minister nicht nur gemütlich. Denn zum Tag der Pflege am Dienstag hat die „Liga Wohlfahrt Düsseldorf“ als Arbeitsgemeinschaft mit Arbeiterwohlfahrt, Caritasverband, Paritätischem Wohlfahrtsverband, Deutschem Roten Kreuz, Diakonie und Jüdischer Gemeinde sehr deutlich gemacht, dass man sich von der Politik mit der schnellen Öffnung zum Muttertag unter Hochsicherheitsvorkehrungen schlicht überrumpelt gefühlt hat.
„Was das für die Träger und Pflegekräfte bedeutet hat, steht in keinem Verhältnis“, kritisierte DRK-Einrichtungsleiterin Sandra Palm. „Das hätte alles weitsichtiger passieren müssen. Man geht ja nicht zum Autokauf, hier müssen Menschen begleitet und vorbereitet werden.“ Bert Römgens von der Jüdischen Gemeinde, Leiter des Nelly-Sachs-Hauses, sah auf diese Weise „das Engagement der Pfleger zur Seite geschoben“, die zuvor über digitale Mittel wie Smartphone, Tablets und Skype Kontakt zu Angehörigen ermöglicht hätten. „Die schnelle Öffnung war politisch gewollt und gesteuert.“ Gut angekommen ist sie bei jenen, die sie umsetzen müssen, offenbar nicht.
Zumal das in der Praxis offenbar weniger enthusiastisch aufgenommen wurde, als politisch suggeriert. Vielfach sei die Bereitschaft, Verwandte hinter Plexiglas als „Besuch mit Handicap“ zu treffen, nicht sonderlich hoch bei den Bewohnern – und digitale Mittel die bessere Wahl. Zudem sei die vom Ministerium vorgegebene Besuchs-Maximaldauer von zwei Stunden „illusorisch“, wie Palm sagt. Die Besuche müssten annähernd „eins zu eins“ begleitet werden, maximal 40 Minuten seien möglich. Am Muttertag habe das Seniorenzentrum in Wersten 21 Besuche koordinieren müssen – mit Hygiene-Vorschriften, telefonischen Absprachen und akuter Durchführung. Dazu kämen Besuche von Bettlägerigen mit Vollschutz. Palm meint: „Es ist doch klar, dass dafür andere Angebote für Bewohner liegen bleiben. Alles geht nicht.“