Per Speed-Dating zur Ausbildung im Düsseldorfer Handwerk

Die Handwerkskammer Düsseldorf führte Bewerber und Unternehmen zusammen - auf ganz besondere Weise.

Per Speed-Dating zur Ausbildung im Düsseldorfer Handwerk
Foto: Gabi Kowalczik

Er fällt auf in der Schar der vielen jungen Männer und Frauen, die zum Azubi-Speed-Dating in die Räume der Handwerkskammer gekommen sind. Und nicht nur deshalb, weil er ein paar Jahre älter ist als die meisten anderen Bewerber hier. Nein, eigentlich ist es vielmehr seine Ausstrahlung, die heraussticht. Energiegeladen, positiv - Sebastian vom Hau weiß, was er will und legt sich dafür ins Zeug.

Der 43-Jährige möchte ganz neu durchstarten, privat wie auch beruflich. Er ist gelernter Bankkaufmann und auch IT-Systemkaufmann, konnte diese Berufe aber lange Zeit nicht ausüben. Aus gesundheitlichen Gründen, Sebastian vom Hau war viele Jahre adipös. Nun hat er stark abgenommen, treibt Sport und achtet auf seine Ernährung. Jetzt wird es Zeit für ihn, beruflich wieder Fuß zu fassen, zumindest einen ersten Fuß in die Tür zu bekommen. Und wieso eigentlich nicht beim Speed-Dating?

Der 43-Jährige ist nervös, als er an den Tisch der Remscheider Bäckerei Evertzberg tritt, und sich vorstellt. Kaufmann im Einzelhandel, diesen Beruf würde er gern neu erlernen, teilt er der Personalassistentin Saskia Nshimirimana mit und erklärt auch, wieso: „Fast 20 Jahre aus dem Job raus, da hat sich so viel getan, dass ich mit einer dritten Ausbildung wieder von vorn anfangen muss.“ Nicht unbedingt, sagt die Personalassistentin. Ausbildungen zum Einzelhandeskaufmann bietet die Bäckerei zwar nicht an, eine Stelle im IT-Support hat das Unternehmen aber zu vergeben, die mit der passenden Einarbeitung vielleicht etwas für Sebastian vom Hau sein könnte. „Schauen Sie mal auf unsere Homepage“, rät Saskia Nshimirimana. Dann ein freundliches Händeschütteln, das war’s. Speed-Dating eben.

Genau so soll es ja sein, erklärt Frauke Kerkmann, Pressesprecherin der Handwerkskammer. Rund 70 Betriebe aus ganz unterschiedlichen Handwerkssparten sind mit dabei. Jugendliche und alle anderen auf der Suche nach einem Ausbildungs- oder Praktikumsplatz können ganz ohne Voranmeldung vorbeikommen, sich vorstellen, ihre Unterlagen abgeben. In lockerer Atmosphäre, ganz ohne den Druck eines offiziellen Vorstellungsgesprächs. Bei der Premiere im vergangenen Jahr fanden auf diese Weise tatsächlich mehrere Bewerber und Unternehmen zusammen.

Marie-Claire Tisler ist vor ihrem fünften „Date“ doch ein wenig angespannt . „Man will ja einen guten Eindruck hinterlassen“, sagt sie. Die 25-Jährige möchte Kauffrau für Büromanagement werden, ist seit einem Jahr in einer überbetrieblichen Ausbildung der Awo und sucht nun einen Betrieb, in dem sie diese fortführen kann. Am Tisch des Büro- und Datentechnikunternehmens Hubert Schmitz schluckt Marie-Claire Tisler ihre Anspannung herunter, setzt ein Lächeln auf und stellt sich vor. Wenige Sätze wechselt sie mit Daniel Breitenauer, dann sagt der Prokurist ihr, sie solle ihre kompletten Bewerbungsunterlagen einreichen. Offenbar hat die Chemie gepasst - ein gutes erstes Date.

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