Gastkommentar Ein Patient fragt: „Glauben Sie an Auferstehung?“

Düsseldorf · Unsere Gastautorin, Pfarrerin Heike Schneidereit-Mauth, schreibt über Erfahrungen aus ihrer Arbeit auf der Palliativstation und das Leben nach dem Tod.

 Das Gemälde "Die Auferstehung Christi" des Renaissance-Malers Giovanni Bellini. Über Auferstehung denken auch Patienten der Palliativstation der Düsseldorfer Uniklinik nach.

Das Gemälde "Die Auferstehung Christi" des Renaissance-Malers Giovanni Bellini. Über Auferstehung denken auch Patienten der Palliativstation der Düsseldorfer Uniklinik nach.

Foto: dpa/Britta Pedersen

Glauben Sie an die Auferstehung?“, fragt mich der Patient auf der Palliativstation. Und dann erzählt er aus seinem Leben. Viel hat er erlebt. Schönes und Schweres, Dinge, auf die er sehr stolz sein kann. Aber eben auch das, was offen bleibt, was nicht gelungen ist, das, was er gerne noch geklärt hätte, aber nun nicht mehr ausräumen kann.

Glauben Sie an die Auferstehung?“, wiederhole ich seine Frage. Und er antwortet nachdenklich: „Mit Gott hatte ich seit meiner Konfirmation wenig im Sinn. Solange ich Herr meiner selbst war und mein Leben fest im Griff hatte, war Gott mir recht egal. Ich habe mich wenig darum geschert. Klar sind wir Ostern in die Kirche gegangen. Manchmal habe ich sogar gefastet. Aber seit ich krank bin, ist das anders. Da denke ich viel über die Auferstehung nach.“

 Heike Schneidereit-Mauth ist Pfarrerin.

Heike Schneidereit-Mauth ist Pfarrerin.

Foto: Privat

Was der Patient erzählt, ist nicht untypisch. Wer in einer Krise ist, schwer erkrankt oder gar im Sterben liegt, stellt sich die wichtigen existentiellen Fragen: „Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist der Sinn meines Lebens?“ Auch mein Patient fragt sich, ob es nach dem Tod noch ein Leben gibt.

Und er hat für sich noch keine abschließende Antwort, aber eine Hoffnung gefunden. Er sagt: „Früher habe ich die Auferstehung für eine billige Vertröstung gehalten, die Menschen daran hinderte, ihre Probleme im Hier und Jetzt anzugehen. Aber jetzt, wo ich krank bin und bald sterben werde, bete ich wieder. Und manchmal hoffe ich, dass es auch für mich ein Leben nach dem Tod gibt.“

Glauben Sie an die Auferstehung?“, fragt er erneut. Und ich antwortete: „Ja, ich vertraue fest darauf, dass mit dem Tod nicht alles aus ist. Und mir hilft dabei das Bild vom Samenkorn. Ein Korn kann, wenn es gesät wurde, nur zu neuem Leben erwachen, wenn es stirbt. Vielleicht ist es bei uns wie mit dem Samenkorn. Wir wissen, dass jeder Mensch irgendwann sterben muss. Wie sich das Samenkorn zu einer neuen Pflanze wandelt, wird dann vielleicht auch unser Körper verwandelt werden. Wir wissen nicht, wie sich die Auferstehung und Neuerschaffung anfühlt und vollzieht. Aber wenn es sich so verhält, wie mit dem Samenkorn, wäre es eine Hoffnungsgeschichte. Und darauf vertraue ich. Und darum feiere ich so gern Ostern.“

Pfarrerin Heike Schneidereit-Mauth ist Klinikseelsorgerin am Universitätsklinikum Düsseldorf.

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