Papierfabrik wird Stück für Stück abgerissen

Die Problemruine an der Fringsstraße im Hafen wird zurzeit entkernt. Schadstoffe müssen von recyclefähigen Baumaterialien getrennt werden. Kaum eine Wand - und sei sie noch so schwer zugänglich - ist hier ohne Graffiti. Der Abriss dauert wohl sechs Monate.

Ein kleiner gelber Bagger vor dem Haupteingang der alten Hermes-Fabrik weckt die Neugier der Vorbeifahrenden an der Fringsstraße im Hafen. Ob vom Auto aus oder mit Blick aus der S-Bahn, die hier ganz nah vorbeifährt, fragen sich viele derzeit, ob der Abriss der Problemruine hinter dem Hafenbecken bereits begonnen hat. Ja, hat, er. Die WZ durfte sich gestern ein Bild machen.

Seit Januar hat Bauleiter Guido Weisenbilder von der Bottroper Firma Robert Proch Rückbau hier die Regie übernommen. Für ihn ist das ein normaler Job, im Ruhrgebiet hatte er da mit dem Abriss von ehemaligen Schachtanlagen schon ganz andere Herausforderungen. Doch er stellt fest, dass viele am Abriss der verschachtelten Gebäude interessiert sind. „Auch Polizisten haben mich schon angesprochen und gefragt, ob’s endlich losgeht“, sagt Weisenbilder.

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Abriss Papierfabrik

In sechs Monaten soll das begehrte Hafengrundstück bereit für den Neubau sein. Tim Cramer vom Investor, der Rialto Capital AG, will sich da auch nicht so genau festlegen, wann das 27 000 Quadratmeter große Gelände zwischen Fringsstraße und Hamburger Straße frei sein kann. „Wir haben hier 45 000 Quadratmeter umbauten Raum, der muss fachgerecht entkernt werden.“ Dafür wird auch samstags und sonntags gearbeitet werden. Denn nur dann kann die viel befahrene Hamburger Straße für den Abriss gesperrt werden. Rund zwei Millionen Euro kostet der Abriss.

Inzwischen ist das Verwaltungsgebäude an der Fringsstraße aus dem Jahr 1911, dem Gründungsjahr von Hermes, entkernt. Auch in den benachbarten ehemaligen Lagern und Maschinenhallen sind die Trennwände raus. Schadstoffe, wie Glaswolle, stehen verpackt zum Abtransport bereit, getrennt sind Holz- und Kunststoff-Stapel. Gesondert gelagert werden Baustoffe. Die können später wieder vor Ort genutzt werden, wenn etwa. Keller verfüllt werden.

„Mehr verwertbares Wertvolles haben wir hier nach zehn Jahren Leerstand und Vandalismus allerdings nicht gefunden“, erzählt Tim Cramer. Per Fotos habe man die Überreste der Hallen dokumentiert. Auch alle Graffitis. Das sind wirklich unzählige, keine Wand ist in der Papierfabrik mehr frei. Egal in welcher Höhe, egal in welcher Halle. Und auf dem Boden liegen noch etliche leere Farbdosen der vielen Sprayer. Für sie muss die ehemalige Fabrik wohl ein Paradies gewesen sein. Ein sehr gefährliches allerdings. Denn selbst Guido Weisenbilder kann sich an manchen Stellen kaum erklären, wie die Sprayer die Wände überhaupt haben erreichen können. Hinzu kommen die zahlreichen Löcher in den Böden, wo früher mal die Maschinen eingebaut waren, als weitere böse Fallen. Durch Brände sind die Dächer teilweise zerstört. Auch jede Menge Glassplitter sind zu entsorgen, denn auch die meisten Fenster sind nach dem Leerstand kaputt.

Bauleiter Guido Weisenbilder hat das Ziel, noch in diesem Monat einen 80-Tonnen-Bagger aufzustellen. Spätestens wenn dieser im Einsatz ist, werden auch alle Vorbeifahrenden den Abriss der neu eingezäunten und gut bewachten Fabrik verfolgen können.

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