Paketpost: Düsseldorfs Archive setzen auf Banktresore

Im neuen Depot erhält das Stadtarchiv sogar Wasserstands-Melder. 2010 ist der Umzug.

Düsseldorf. Die Katastrophe von Köln, wo mit dem Stadtarchiv die Historie der Domstadt unterzugehen droht, macht auch die Düsseldorfer Archivare sensibel. Wie sicher sind die hiesigen Kulturschätze? Wie wird Heines "Loreley" oder Goethes "Faust" geschützt? Was geschieht, wenn im Stadtarchiv ein Rohrbruch die alten Dokumente wässern sollte?

Joseph A. Kruse, Chef des Heine-Instituts, ist sofort zur Stelle mit seiner Kritik: "Es könnte alles sehr viel besser sein. Heines Locke halten wir in der Schausammlung bereit, aber das große Schumann-Klavierkonzert bewahren wir lieber in einem Bank-Safe auf. Dort gibt es keine Holztreppen."

Was Kruse Kopfzerbrechen bereitet, sind die verwinkelten Häuser, die er mit einem "Labyrinth" vergleicht: "Wir beherbergen die meisten Handschriften Heines auf der Welt." Sicherheitshalber gibt es das Heine-Portal. Rund um Heine ist alles medial erfasst. "Aber das ersetzt kein Original."

Den Schluss von Goethes "Faust", "Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis", vertraut der Chef des Goethe-Museums, Volkmar Hansen, lieber dem Tresor der Deutschen Bank als den Räumen in Schloss Jägerhof an. Im übrigen hofft Hansen auf die Forschung: Es werde gerade ein neues Begasungs-System entwickelt, so dass ein Feuer durch Gas erstickt und nicht mehr durch Wasser gelöscht werde.

Im Stadtarchiv an der Heinrich Erhardt-Straße lagern 700 Pergamenturkunden, Hunderte alter Karten und Pläne, 150 Nachlässe sowie die umfangreichste Fotosammlung zur Düsseldorfer Stadtgeschichte. Die schriftliche Ersterwähnung von Düsseldorf aus dem Jahr 1135 aber wird noch in den Kölner Schuttbergen gesucht.

Benedikt Mauer, stellvertretender Leiter des Stadtarchivs, gehört mit drei Düsseldorfer Kollegen zu den Helfern in Köln. Seine wichtigste Aufgabe: "Wir müssen die Kölner Archivalien vor allem vor Feuchtigkeit schützen, damit sie nicht schimmeln. Gegen feuchte Dokumente helfen nur die Gefrierhäuser." Wo aber gäbe es sie in Düsseldorf? Mauer: "Unser Gefrierhaus für den Notfall liegt in Neuss, nicht in Düsseldorf."

Ansonsten freut sich Kulturdezernent Hans-Georg Lohe auf die Paketpost: "Anfang nächsten Jahres zieht das Stadtarchiv um. Alle Depots kommen in den Keller, alle Lesesäle ins Erdgeschoss." Benedikt Mauer ist guter Dinge: "An der Worringer Straße haben wir Wasserstands-Melder bei Rohrbruch. Außerdem werden alle Rohre ummantelt, im Notfall fließt das Wasser gesondert ab." Auf das nächste Frühjahr kann sich auch das museum kunst palast freuen, es erhält modernste Depots auf 2000 Quadratmetern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort