Düsseldorf OSD gegen Fifty-Fifty-Verkäufer: Wie gefährlich ist ein Einarmiger?

Situation an Bushaltestelle geriet außer Kontrolle. Dem Behinderten wurde danach auch noch der Hund weggenommen. Streetworker sehen Politik gefordert.

Düsseldorf: OSD gegen Fifty-Fifty-Verkäufer: Wie gefährlich ist ein Einarmiger?
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Es war ein Kontrast, der kaum größer sein könnte. Auf der Anklagebank Jörg Hilden, schmächtig, mit nur einem Arm schwer behindert und von einer langen Drogen-Karriere gezeichnet. Sein Kontrahent vom städtischen Ordnungs- und Servicedienst ist ein ganzes Stück größer, kräftig und macht den Eindruck, dass er zupacken kann.

Trotzdem soll der Fifty-Fifty-Verkäufer im September vergangenen Jahres so kräftig um sich geschlagen und getreten haben, dass der OSD-Mitarbeiter und eine Kollegin Strafanzeige wegen Körperverletzung und Beleidigung erstellten. Hilden ist sicher, dass man ihm gezielt eins auswischen wollte. Er wehrt sich nun gegen die Bewährungsstrafe von vier Monaten, zu der das Amtsgericht den 51-Jährigen verurteilte. Gestern begann der Prozess vor dem Landgericht.

Am 17. September gegen 22.35 Uhr hatte Hilden an der Bushaltestelle Friedrich-Ebert-Straße gesessen. Kurz zuvor hatte er sich am Kiosk eine Flasche Bier gekauft. Weil das Alkohol-Trinken an Bushaltestellen verboten ist, wurde der stadtbekannte Fifty-Fifty-Verkäufer von den beiden OSD-Leuten angesprochen. Unstrittig ist, dass der 51-Jährige das Bier umgehend weggestellt hat.

Damit hätte die Sache eigentlich beendet sein sollen. „Aber man hat mich aufgefordert, die Haltestelle zu verlassen. Ich habe aber dort auf den Bus nach Hause gewartet“, erklärte Hilden. Weil der 51-Jährige sich weigerte, den Anweisungen Folge zu leisten, eskalierte die Situation. Er soll die OSD-Mitarbeiter unter anderem als „asoziales Pack“ beschimpft haben und handgreiflich geworden sein. Dabei wurde einer der Ordnungshüter angeblich leicht verletzt. Zum Schluss soll der Schwerbehinderte zu Boden gebracht worden sein.

„Diese Situation hätte man auch anders lösen können“, meint Oliver Ongaro, der sich als Streetworker um die Fifty-Fifty-Verkäufer kümmert. Zumal Hilden nach dem Vorfall auch sein Hund „Marx“ weggenommen wurde, weil er sich wegen seiner Behinderung nicht um ihn kümmern könne. Ongaro: „Das Tier war sein Ein und Alles.“ Er fordert, dass sich der Rat erneut mit der Straßensatzung beschäftig. Der Prozess wird am 5. August fortgesetzt, weil die OSD-Mitarbeiterin fehlte.

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