Film über Gerhard Richter Oscar-Gewinner dreht in der Kunstakademie

Florian Henckel von Donnersmarck („Das Leben der Anderen“) arbeitet an seinem neuen Film „Werk ohne Autor“ über Gerhard Richter.

Florian Henckel von Donnersmarck gewann einen Oscar für "Das leben der Anderen".

Florian Henckel von Donnersmarck gewann einen Oscar für "Das leben der Anderen".

Foto: A2800 epa Paul Buck

Düsseldorf. Die Kunstakademie ist nicht wiederzuerkennen: keine Studenten, keine Professoren, keine Rektorin, kein Kanzler, lediglich zwei Hausmeister. Stattdessen agieren wildfremde Menschen in den Räumen. Die Bilder und Skulpturen der Studenten sind beiseitegeschoben, verhüllt oder ausgeräumt. Die Böden, die erst für den Sommerrundgang auf Vordermann gebracht wurden, sind teilweise mit Weiß beschmiert. Wo normalerweise auf dem Boden oder an den Wänden gemalt wird, sind jetzt Staffeleien aufgestellt. Auf ihnen stehen recht provisorisch gepinselte Bilder. Sie schauen aus, als ob Klein Erna sie sich ausgedacht hat. Sie sind jedoch nicht frei zugänglich, sondern mit transparenter Folie überzogen. Der Grund für diese Verfremdung: Die Kunstakademie ist vermietet. Sie ist zum Drehort geworden. Kein Geringerer als der Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck dreht dort einen Film, der schon jetzt Aufsehen erregt. Es geht um den berühmten Akademie-Schüler Gerhard Richter.

Drehort Kunstakademie: Die Arbeiten zum Richter-Film „Werk ohne Autor“ sind angelaufen. Am Sonntag wird weiter gedreht.

Drehort Kunstakademie: Die Arbeiten zum Richter-Film „Werk ohne Autor“ sind angelaufen. Am Sonntag wird weiter gedreht.

Foto: arl Friedrich Schröer

Der Wachtmeister bekommt fast einen Herzschlag, als die Journalistin an ihm vorbeirauscht. Ein Mitarbeiter des Filmteams springt in den Fahrstuhl, läuft in der zweiten Etage einfach davon, wird aber eingeholt. So viel verrät er schließlich: „Es geht um einen jungen Maler, der sich in gewisser Weise mit Gerhard Richter vergleichen lässt.“ Und was all die Aufbauten und Verfremdungen in den Klassenräumen sollen? „Wir versuchen, eine Atmosphäre zu schaffen, wie es in den 1960er Jahren an der Kunstakademie ausgesehen haben könnte.“

Eine der Proben mit Komparsen findet im Treppenhaus der Kunstakademie statt, im Vordergrund eines der vielen Kabel.

Eine der Proben mit Komparsen findet im Treppenhaus der Kunstakademie statt, im Vordergrund eines der vielen Kabel.

Foto: arl Friedrich Schröer

Immerhin verraten die Hausmeister, dass der Regisseur von Donnersmarck in der Nacht zu Freitag durchgefilmt habe. Die große Drehleiter steht für jedermann sichtbar vor der Tür. Heute hat das Team eine Ruhepause, aber am Sonntag werde weiter gearbeitet. Wieder dabei wie beim Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“ sind der Schauspieler Sebastian Koch sowie die Produzenten Max Wiedemann und Quirin Berg.

Die Kunstakademie ist rundum abgesperrt, damit niemand die Außenarbeiten auf dem Drehkran stört.

Die Kunstakademie ist rundum abgesperrt, damit niemand die Außenarbeiten auf dem Drehkran stört.

Foto: Sergej Lepke

„Werk ohne Autor“ soll nach dem derzeitigen Stand der Dinge der Film heißen. Das Drehbuch verfasst von Donnersmarck, die eigentliche Vorlage aber hat Jürgen Schreiber geschrieben. Von ihm, einem gewieften Enthüllungsjournalisten, stammt das Buch „Ein Maler aus Deutschland. Gerhard Richter. Das Drama einer Familie.“

Da wird schon im Klappentext deutlich, was auch im Film zu erwarten ist, wenn es heißt: „Gespenstisch miteinander verflochten sind die Lebensläufe von Gerhard Richters Tante Marianne und seinem früheren Schwiegervater, Professor Dr. Heinrich Eufinger, einem Nazi der ersten Stunde. Tante Marianne fällt in die Hände der NS-Psychiatrie, wird mit 21 Jahren zur „Unfruchtbarmachung“ verurteilt und 1945 nach langem Leidensweg ermordet. Im gleichen Zeitraum hat SS-Obersturmbannführer Eufinger als Direktor der Dresdner Frauenklinik nahezu 1000 Zwangssterilisierungen zu verantworten. . . Dies alles liegt für Richter im Dunkeln, als er sich in den 1950er Jahren in Eufingers Tochter Marianne, genannt „Ema“, verliebt.“

1961 flüchtet Richter kurz vor dem Mauerbau aus der DDR und wird Student an der Kunstakademie. Seit 1967 finden sich in Richters „Atlas“ erste Fotografien und Zeitungsausschnitte von Konzentrationslagern.

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