Karneval in Düsseldorf Ohne Spenden fährt der Toleranzwagen zum letzten Mal beim „Zoch“ mit

Düsseldorf · Noch nicht einmal für dieses Jahr ist die Finanzierung gesichert, es fehlen noch 17 000 Euro. Der Integrationsrat beteiligt sich mit 1500 Euro.

 Heinrich Fucks (v.l.), Michael Szentei-Heise, Ataman Yildirim, Walter Schuhen und Frank Heidkamp bei der Vorstellung des Toleranzwagens.

Heinrich Fucks (v.l.), Michael Szentei-Heise, Ataman Yildirim, Walter Schuhen und Frank Heidkamp bei der Vorstellung des Toleranzwagens.

Foto: Andreas Krüger

Beim diesjährigen Rosenmontagszug wird zum zweiten Mal nach 2019 ein „Toleranzwagen“ mitfahren. Als Symbol für das friedliche Miteinander der drei Religionen. Damit setzen Christen, Juden und Muslime ein Zeichen für Toleranz. Bei einem Pressegespräch stellten die Vertreter der Religionsgemeinschaften die Neuerungen des Wagens vor. Allerdings kann es sein, dass dieser Wagen zum letzten Mal mitfährt. Denn ein und derselbe Mottowagen darf nach den Vorgaben des Comitee Carnevals nur zweimal mitfahren, danach muss ein neuer gebaut werden. Und dessen Finanzierung steht noch in den Sternen. Darüber will man sich aber erst nach der Session im April Gedanken machen, denn bisher ist noch nicht einmal abschließend die 25 000 Euro teure Finanzierung des diesjährigen Projekts final gesichert. Bisher fehlen noch knapp 17 000 Euro.

Im Vorjahr fuhr der „Kreis der Düsseldorfer Muslime“ noch auf dem Wagen mit. Doch weil sich in Düsseldorf mit dem „Orient Okzident Express“ ein muslimischer Karnevalsverein gegründet hat, übernimmt dieser nun den Platz. Der Vorsitzende des Vereins ist Ataman Yildirim, der Muslime ist. „In unserem Verein findet jeder Platz, der ein offenes Herz hat. Wir haben jüdische Mitglieder und es kommen auch viele homosexuelle Flüchtlinge zu uns“, sagt Yildirim. Der Spaß an der Freud soll im Vordergrund stehen. Das Logo des Vereines ist ein Mann, der falsch herum auf einem Esel reitet. Es handelt sich um den „türkischen Till Eulenspiegel“ Nasreddin Hodscha. Er war dafür bekannt, der Obrigkeit den Spiegel vorzuhalten. Also genau dass, was die Büttenredner im Karneval hierzulande auch machen.

„Aber genau diese Vielfalt ist es doch, die den Düsseldorfer Karneval auszeichnet. Und kein anderer Karneval wird weltweit so beachtet wie unserer“, meint Oberbürgermeister Thomas Geisel. Für den OB ist auch klar, das der Karneval stärker integrierend ist als viele andere Maßnahmen. Das trotzdem erhöhte Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden müssen stört ihn nicht: „Wenn wir deshalb auf solche Wagen verzichten, dann würden wir den Extremisten ja das Feld überlassen.“

Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der jüdischen Gemeinde stellte klar: „Wir werden den Wagen mit eigenem Sicherheitspersonal beschützen und die Polizei wird verstärkt auf uns achten.“ Stolz sei er, dass der erste Wagen, auf dem 2018 nur die jüdische Gemeinde vertreten war, es bis in die New York Times geschafft hatte. Das Problem der Verköstigung ist auch schon gelöst worden. „Es wird nur koscheres Fleisch geben und das dürfen auch Muslime essen. Und den Christen ist das sowieso ziemlich egal. Das Wurfmaterial steht auch auf der koscheren Liste.“ Es wird zwar auch Bier geben, aber da steht es den Muslimen frei, ob sie sich bedienen wollen oder nicht. Es gibt natürlich auch alkoholfreie Getränke. Jede der vier Konfessionen wird acht Plätze auf dem Wagen besetzen. Bei der jüdischen Gemeinde ist einer schon an den Landtagspräsidenten André Kuper vergeben.

Spenden kann man auf das Konto des Evangelischen Kirchenkreises Düsseldorf mit der IBAN DE05 3005 0110 1004 9351 59 unter dem Betreff „Toleranzwagen 2020“.

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