Düsseldorf Ohne sie steht die Wehr auf dem Schlauch

Sie sind die Spezialisten für Großeinsätze und Gefahrstoffe — und alle Ehrenamtler.

Düsseldorf: Ohne sie steht die Wehr auf dem Schlauch
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Als im Juni 2014 Sturm „Ela“ über Düsseldorf hinwegfegte und alles mitnahm, was nicht niet- und nagelfest war, „da waren wir zwei Wochen am Stück im Einsatz“, erinnert sich Bastian Heckmann vom Löschzug Kommunikation und Technik. Das Besondere: Er und seine Kameraden wurden für diesen Einsatz gar nicht bezahlt. Für keinen. Denn der Löschzug gehört zur Freiwilligen Feuerwehr. Gemeinsam mit dem Löschzug Umweltschutz feierte er in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen.

Zu dem Löschzug Kommunikation und Technik gehören mehrere besondere Fahrzeuge — darunter ein Unimog, ein Allrad-Lkw, der die Ausrüstung eben auch bei Unwetterschäden in unwegsames Gelände bringen kann. Motorsägen und auch Hochleistungspumpen für Überflutungen transportiert der Wagen. Aber auch Lichtgiraffen: Scheinwerfer-Masten auf einem Anhänger. Sie kamen etwa zum Einsatz, als 2012 ein Bus in Eller auf den Gleisen liegen blieb und von einem Zug gerammt wurde. Die ganze Nacht lang war die Feuerwehr damals im Einsatz, um das Chaos aus zerfetztem Bus und entgleister Lok unter Kontrolle zu bringen, bevor das Technische Hilfswerk die Aufräumarbeiten übernahm.

Aber auch bei geplanten Einsätzen wie Bombenentschärfungen ist der Löschzug vor Ort. Denn er kann mit zwei kleineren und einem großen Einsatzleitwagen vor Ort eine Kommandozentrale aufbauen: „Das ist quasi die Leitstelle am Einsatzort“, erklärt Heckmanns Kollege Jörg Möhlendick.

Über Ausrüstung für mehr als 700 000 Euro verfügt der Löschzug. Und die werde immer auf Stand gehalten. Ebenso beim Löschzug Umweltschutz: Der hat gerade ein zusätzliches Fahrzeug mit einer mobilen Waschstraße zur Dekontaminierung von Lastwagen bekommen. „Nigelnagelneu und der Erste in ganz Deutschland“, sagt Ludwig Schwaderlapp vom Löschzug stolz. Mögliche Einsätze für die neue Errungenschaft seien Epidemien wie die Vogelgrippe, wenn viele Lkw nach dem Transport möglicherweise kranker Tiere gereinigt werden müssten.

Ansonsten ist der Löschzug Umweltschutz immer dann im Einsatz, wenn Berufsfeuerwehrleute in „Marsmännchenanzügen“ umherlaufen. Sobald ein unbekannter Stoff austritt, sind die Brandbekämpfer in Schutzanzügen unterwegs — und die müssen später gereinigt werden. „Wir bauen dann die Dekontaminationsdusche auf“, erklärt Schwaderlapp. „Wir sind die Spezialisten für alles, was mit Gefahrstoffen zu tun hat.“ Ausgetretenes Öl, umgekippte Kanister mit Brennbarem, auslaufende Säure. Und die Zahl der Einsätze steigt für diesen ebenfalls freiwilligen Zug. „Das Bewusstsein für Umweltschutz nimmt eben zu“, erklärt Schwaderlapp.

Der Zug, den es auch seit 20 Jahren gibt, hat Spezialfahrzeuge für die Dekontaminierung von Menschen, zum Aufspüren von Gefahrstoffen, zum Abstreuen von Ölspuren. Beim Großbrand einer Düngemittelfabrik in Krefeld 2012 waren Schwaderlapp und seine Kameraden im Einsatz, aber auch als extrem giftige Flusssäure 2007 bei einer Spedition im Hafen austrat und sechs Arbeiter verletzte. „Sehr beeindruckend war auch der Hochwassereinsatz in Magdeburg.“ Mit einer Hochleistungspumpe waren die Düsseldorfer Helfer drei Wochen lang vor Ort — alles freiwillig.

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