Stiller Ort Öffentliche Toiletten in Düsseldorf sind zu dreckig

Vor allem Senioren schreckt der Schmutz in den wenigen Örtchen vom Stadtbummel ab. Immerhin gewinnt das Projekt „Nette Toilette“ Zulauf.

Öffentliche Toiletten in Düsseldorf sind zu dreckig
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Neulich machte die Kaiserswertherin Michaela Reiß mit ihrer Nachbarin, einer älteren Dame, und deren Enkelsohn eine Stadtrundfahrt mit dem Hop-on-hop-off-Doppeldeckerbus. „Als wir am Burgplatz ausstiegen, wurde meine Nachbarin nervös. Sie musste auf die Toilette, wusste aber nicht wohin. Wir haben dann nur das WC an der Marktstraße neben dem Rathaus gefunden“, berichtet die WZ-Leserin: „Aber das war in einem ekelerregenden Zustand. Für Düsseldorf ist das an dieser markanten Stelle eine ganz schlechte Visitenkarte.“

Öffentliche Toiletten in Düsseldorf sind zu dreckig
Foto: Stadt Düsseldorf

Der Mangel an öffentlichen Toiletten in einem halbwegs vernünftigen, sauberen Zustand, ist kein neues Problem. Und nicht auf die Stadt Düsseldorf beschränkt. Aber es wird drängender in einer alternden Gesellschaft. Denn vor allem Senioren scheuen einen Stadtbummel aus Sorge, dass sie kein „stilles Örtchen“ finden, bestätigt Georg Jungbluth, der Vorsitzende des Seniorenrates: „Wir fordern seit langem mehr und sauberere Toiletten.“

Wegen Vandalismus wurde der Unterhalt oft zu teuer

Zu den Klos zwischen Burgplatz und Rathaus neben der Armenküche teilt die Stadt auf Anfrage mit: „Sie werden täglich einer Hygienereinigung unterzogen und einmal wöchentlich erfolgt eine Grundreinigung.“ Doch trotz regelmäßiger Kontrollen lasse sich eine „durch Nutzer hervorgerufene mutwillige Verschmutzung leider nicht gänzlich vermeiden.“ CDU-Fraktionschef Rüdiger Gutt kennt die Missstände und auch die Schwierigkeiten, sie zu beheben, doch damit könne sich die Stadt nicht zufriedengeben: „Dann muss eben gerade an dieser wichtigen Stelle mehrmals am Tag sauber gemacht werden, auch an Wochenenden.“

SPD-Ratsherr Oliver Müller ist bewusst, dass das Angebot an akzeptablen Toiletten dünn ist: „Das gilt für Frauen noch einmal in besonderem Maße“, sagt er. Öffentliche WCs seien in den Stadtteilen wegen Vandalismus verschwunden: „Ihr Unterhalt war dann einfach nicht mehr wirtschaftlich.“ Und das Problem würde sich wohl auch bei neuen Anlagen im öffentlichen Raum schnell wieder einstellen, fürchten die Politiker. In Benrath immerhin hat Protest der Bezirksvertreter gerade verhindert, dass das WC unter dem Marktplatz geschlossen wird.

Weil die Errichtung neuer Toiletten teuer ist und es in der City auch an Platz dafür mangelt (bis 2016 hatte zudem die Firma Wall ein Quasi-Monopol für öffentliche WCs in Düsseldorf), ist die Stadt bei der Initiative „Nette Toilette“ eingestiegen. Die Idee: Gastronomen oder Ladenbesitzer öffnen ihre WCs (angezeigt mit einem roten Schild am Eingang) auch für Nicht-Kunden, ohne Geld zu verlangen. Dafür zahlt die Stadt ihnen pauschal bis zu 150 Euro im Jahr. Nach schleppendem Start machen mittlerweile 40 Partner mit, darunter allerdings auch etliche städtische Einrichtungen selbst. Oliver Müller hält viel von dem Projekt, zumal die dazugehörende App alle WCs anzeigt, aber: „Es ist einfach noch nicht bekannt genug, weder bei Bürgern noch bei Gastronomen.“

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