Nur die Baubranche boomt

Mehr als 1000 Betriebe wurden zu ihren Erwartungen mit Blick auf 2009 gefragt. Die meisten Branchen sind verunsichert, nur der Baubereich wächst.

Düsseldorf. Die aktuelle Geschäftslage ist gut - aber der Blick aufs Jahr 2009 trübt die Erwartungen deutlich. "Es gibt noch keinen Erdrutsch, aber die Lage wird schwieriger", umschrieb IHK-Hauptgeschäftsführer Udo Siepmann die Situation bei der Vorstellung der Konjunkturumfrage der Kammern Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein.

Schon vor den Turbulenzen am Finanzmarkt hatten nur noch 13 Prozent der über 1000 befragten Betriebe mit rund 130 000 Beschäftigten eine Verbesserung der Geschäftslage erwartet. "Nach einer Blitzumfrage von Ende September hat ein Drittel der Betriebe seine Erwartungen weiter zurückgefahren", sagte Siepmann.

Aktuell beschäftigen 40 Prozent der Firmen mehr Mitarbeiter als vor Jahresfrist; die Hälfte aller Betriebe hat weiter Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden.

Risiken sieht Siepmann in schlechteren Kreditkonditionen, die weniger Investitionen nach sich ziehen könnten, sowie den schwachen Konsum durch höhere Preise für Energie und Nahrungsmittel. "Vom Konsum der Verbraucher ist kein Impuls zu erwarten", bedauerte der IHK-Chef.

Allerdings wollte er auch die Chancen nicht verschweigen: Viele Firmen hätten sich verstärkt auf den Wachstumsmärkten in Brasilien, Indien, Russland und China engagiert und ihre betrieblichen Strukturen verschlankt. Positiv wirke sich auch die starke Baunachfrage gerade in Düsseldorf aus.

"Da brauchen Sie nur aus dem Fenster zu sehen", meinte Siepmann mit Blick auf die vielen Baustellen in der Stadt. Praktisch kein Betrieb berichte über eine schlechte Lage, für 2009 werde sogar "auf breiter Front" eine weitere Aufwärtsentwicklung gesehen.

Insgesamt müsse man jedoch mit steigenden Preisen und weniger Arbeitsplätzen rechnen: "Es sind außerordentlich unsichere Zeiten."

Der Niederrhein ist von der Entwicklung noch stärker betroffen als Düsseldorf, sagte Dieter Porschen, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. So sei der Saldo bei den Firmen, die mehr investieren wollten, negativ, in der Landeshauptstadt positiv.

Auch erwarte der Niederrhein einen kräftigeren Job-Abbau als Düsseldorf und Region. Trotz der getrübten Aussichten zeigte sich Porschen vorsichtig optimistisch: "Es gibt keine Indizien für eine Kreditklemme, wir erwarten keine Rezession."

Für Entwarnung sei es jedoch definitiv zu früh, sagte Siepmann. Neben der Preisentwicklung bei Energie und Rohstoffen bereiteten ihm auch die Tarifverhandlungen etwa in der Metallindustrie mit "sehr hohen Forderungen" Sorgen, sagte der IHK-Chef.

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