Niederkassel: Ein Stadtteil macht mobil gegen Google

Anwohner wollen Fotos ihrer Häuser nicht via Internet veröffentlicht sehen. Mittwoch ist Debatte vor Ort.

Düsseldorf. Birgit Stenger wohnt im Lothar-Viertel, einer Prominenten-Gegend in unmittelbarer Rheinnähe in Niederkassel.

Als sie davon erfuhr, dass der Internet-Dienstleister Google Straße um Straße mit seinen Aufnahme-Geräten abfährt, um die Fotos anschließend im Internet zu veröffentlichen, war sie empört. Ihre erste Reaktion: "Wie kann man sich wehren?"

Sie informierte sich, schrieb Briefe, organisierte eine Unterschriftenaktion in ihrer Weezer Straße. Dort stehen 14 Häuser, sie sammelte zwölf Unterschriften. Ein erster Schritt zum Protest. Die Unterschriften sind längst an Google unterwegs. Stenger: "Es ist eine Frage von Tagen, wann unsere Straße fotografiert wird. Das will ich für mein Viertel verhindern."

Dafür dürfte es freilich schon zu spät sein. "Die Aufnahmen in Düsseldorf sind meines Wissens schon seit längerer Zeit abgeschlossen", sagt Google-Sprecher Stefan Keuchel auf WZ-Anfrage.

Stenger indes lässt nicht locker. Ihr nächster Termin ist am Mittwoch, 28.Oktober, um 19.30 Uhr im Tennisclub Oberkassel, Kaiser-Friedrich-Ring 36a. Dort findet ein Nachbarschaftstreffen statt. Stenger wird den eigenen Brief als Kopiervorlage verteilen und Tipps geben: "Die Begründung des Widerspruchs kann nur der Schutz der Privatsphäre sein. Wir wollen die Briefe gesammelt absenden."

Für FDP-Ratsfrau und Anliegerin Monika Lehmhaus ist Stengers Sorge berechtigt. Sie hat die Initiative "Wachsamer Nachbar" ins Leben gerufen: "Wir helfen uns gegenseitig, um die Anzahl der Einbrüche zu senken. Wenn wir Leute beobachten, die in der Gegend herumstehen, sprechen wir sie an, ob wir ihnen helfen können. Wenn sie sich nicht helfen lassen wollen, wissen sie wenigstens, dass wir aufpassen. Was wir auf keinen Fall wollen, ist eine Beobachtung via Internet. Das zieht nur organisierte Banden an."

Das sieht Anwohnerin Sabine Tüllmann ähnlich: "In unserer Gegend gab es bereits viele Einbrüche. Wir haben schon ein paar Mal Leute angesprochen, die waren ganz schnell wieder weg. Zwei Mal haben wir die Polizei geholt. Wenn die Häuser im Internet zu sehen sind, können wir uns die Mühe schenken."

Stefan Keuchel teilt diese Bedenken nicht: "Wir hören dieses Argument immer wieder. Tatsache ist, dass die Fotos vom öffentlichen Straßenraum aus gemacht werden. Jeder potenzielle Einbrecher könnte sie jederzeit selbst machen." Er betont, dass es sich nicht um Live-Bilder handele, sondern um Aufnahmen, die bei der Veröffentlichung schon mehrere Monate alt sind. "Und wir zeigen ja auch nur eine Hausfassade - nicht, ob es einen Hund gibt oder eine Alarmanlage und wo mögliche Fluchtwege sind. Wir gestatten auch keinen Einblick in die Wohnungen."

Wann die Bilder aus Düsseldorf - die Stadt ist flächendeckend erfasst worden - online gestellt werden, ist unklar. Noch verhandelt Google mit den Datenschützern. Avisierter Starttermin ist nächstes Jahr. Eine der Auflagen der Datenschützer erfüllt Google nach eigener Auskunft schon jetzt: Jeder Hausbesitzer kann der Veröffentlichung von Bildern seines Hauses widersprechen (siehe Info-Kasten).

Was halten Sie von Google Street View? Ist es eine harmlose Spielerei - oder doch gefährlich? Das wollen wir am Mittwoch bei WZ mobil diskutieren: Die rollende Redaktion steht von 19 bis 19.45Uhr am Tennisclub Oberkassel, Kaiser-Friedrich-Ring 36a. Wenn Sie nicht kommen können, schreiben Sie uns: per Mail: [email protected]

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