Nichtraucherschutz: Philosophen qualmen weiter

An der Universität, in Cafés und Bars sorgt die neue Regel für Ärger.

Düsseldorf. An der Philosophischen Fakultät der Uni Düsseldorf herrscht Anarchie. Rauchverbotsschilder wohin man blickt - trotzdem qualmt’s in allen Ecken. Offenbar ist der Pausenplausch bei vielen Studenten ohne die obligatorische Kippe in der Hand nicht denkbar.

"Hier konnte man immer rauchen, und es hat nie jemanden gestört", zeigt sich Studentin Lena Rock über das seit dem 1. Januar geltende Verbot verständnislos. Ganz selbstverständlich sitzt sie in der Cafeteria der Fakultät und zieht an ihrer Zigarette. Germanistin Maike Mertens bestätigt: "Hier hält sich kaum jemand an das Rauchverbot." Die Uni-Verwaltung scheint machtlos zu sein - zumindest ist sie bisher untätig geblieben. Wie das lang angekündigte Nichtraucherschutzgesetz in der Praxis umgesetzt werden soll, ist derzeit unklar. Grundsätzlich aber will Kanzler Ulf Pallme König das "Rauchverbot in der Uni gerne flächendeckend durchziehen." An anderen Fakultäten hält man sich an das Verbot.

Aber nicht nur die Tabakfreunde treten in den Widerstand. Auch die Nichtraucher werden aktiv. Immer wieder müssen sich Raucher in Cafe und Bars anpöbeln lassen, sobald sie eine Fluppe anzünden - und dass, obwohl ihnen an den Theken der Stadt noch ein halbes Jahr Schonfrist eingeräumt wird. Zumindest in der Theorie. Denn tatsächlich denken schon jetzt viele Gastronome um. Vorreiter ist unter anderem die Kaffeehaus-Kette Woyton, die ihre Filialen nach und nach auf rauchfrei umstellt. Angst vor Umsatzeinbußen? Keine Spur. "In Niedersachsen gilt diese Regel bereits seit ein paar Monaten, da haben wir keine schlechten Erfahrungen gemacht", erklärt Sprecher Christian Niemeyer. Im Sommer können Raucher noch die Außengastronomie nutzen. Bis zum Winter, glaubt Niemeyer, wird sich jeder mit der neuen Regel abgefunden haben.

Primo Lopez, Inhaber von spanischen Restaurants in der Altstadt, stimmt dem zu. Auch bei ihm heißt es bald generell: Rauchen verboten. "In anderen Ländern funktioniert das wunderbar, warum soll das hier nicht gehen? Die Leute werden sich schon daran gewöhnen."

Das sieht Anette Helmos ganz anders: "Ohne die Raucher geht das Kneipenfeeling verloren, die Gäste bleiben aus und ich kann dann schließen", befürchtet die Mitinhaberin des Till Eulenspiegel an der Mühlenstraße. In ihrer Einraumkneipe ist ein separater Raucherraum nicht zu realisieren. Ihre Idee, von der Nikotinfreunde und -hasser profitieren könnten: "Raucherkneipen müssten mit einem "R" am Eingang markiert werden, Nichtraucherkneipen mit einem durchgestrichenen. Dann könnten sich alle Gäste ihre Kneipen nach Geschmack aussuchen."

Damit trifft die Gastronomie genau die Linie des Hotel- und Gaststättenverbandes NRW (Dehoga), der sich für die Wahlfreiheit der Gastronomen in Raucher- oder Nichtraucherbetrieb einsetzt. "Immerhin 80 bis 90Prozent aller Gäste rauchen in Gaststätten", sagt Sprecher Thorsten Hellwig.

Danjela Juric, Kellnerin im Louisiana an der Bolkerstraße, sieht zudem Probleme in der Kontrolle. "Wenn sich ein Gast an Tisch 35 eine Fluppe ansteckt, dann kann ich das hinter der Theke unmöglich sehen." Wird ein Raucher vom Ordnungsamt erwischt, dann werden beide - Wirt und Tabaksünder - zur Kasse gebeten. Wie letztendlich in solchen Situationen regiert werden kann, wollen die Altstadtwirte bei einem Treffen im Februar besprechen.

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