Nichtraucherschutz macht Ausnahmen für den Karneval

Während der Karnevalssitzung müssen Nichtraucher einiges aushalten. Das Gesetz erlaubt den blauen Dunst im Brauchtum.

Düsseldorf. In vielen Restaurants stehen keine Aschenbecher mehr auf dem Tisch. Wer rauchen will, geht vor die Tür. Daran hat man sich gewöhnt, seit 2008 das Nichtraucherschutzgesetz in Kraft getreten ist. Umso unangenehmer fallen Nichtrauchern Ausnahmen auf.

Besucher der Prinzenkürung und der Nachtsitzung der KG Regenbogen, die nicht Stammgast auf Karnevalsveranstaltungen sind, staunten nicht schlecht darüber, plötzlich wieder zugequalmt zu werden. Bei der Prinzenkürung wurde man gar beim Essen „geräuchert“. Bei der Nachtsitzung im Capitol gingen mehrfach Besucher vor die Tür, die sich mit Erkältung zu der Sitzung begeben hatten. „Miese Luft“, beschwerte sich eine Frau, die zwischen zwei Rauchertischen „eingeklemmt“ war.

Grund ist eine Klausel im Nichtraucherschutzgesetz, die Brauchtumsveranstaltungen betrifft. „Das Rauchverbot gilt nicht in vorübergehend aufgestellten Zelten, wie zum Beispiel bei Schützenfesten, und bei regelmäßig stattfindenden, zeitlich begrenzten Veranstaltungen, die typisch für das Brauchtum sind“, erklärt Michael Zimmermann, Chef des Ordnungsamts. Zu letzteren gehören auch die Sitzungen im Karneval. Dort gilt auch: Gegessen und geraucht wird parallel. „Das ist wie früher in der Kneipe“, sagt Zimmermann.

„Bei unseren Veranstaltungen wird geraucht. Sonst verlagert sich zu viel nach draußen vor die Tür“, sagt Andreas Mauska, Präsident der KG Regenbogen und Nichtraucher. „Im Capitol gibt es eine gute Belüftung, wir haben keine Beschwerden gehört.“ Auch Michael Kux, Vorsitzender der Prinzengarde Rot-Weiss, ist Nichtraucher. „Es stört mich nicht, dass bei uns geraucht wird. Angenehmer wäre eine rauchfreie Sitzung aber schon, allein weil die Uniformen nicht mehr so stinken würden.“

Josef Hinkel, Präsident des Comitee Düsseldorfer Carneval und ebenfalls Nichtraucher, überlässt den Vereinen die Entscheidung, ob bei den Sitzungen Aschenbecher auf den Tischen stehen oder nicht. „Allerdings: Sobald Kinder auf der Bühne stehen, würde ich mir wünschen, dass zumindest in dieser Zeit nicht geraucht wird.“ Außerdem solle eine gute Belüftung gewährleistet sein, damit sich alle wohlfühlen.

Eine Änderung könnte Mitte 2012 anstehen, falls die rot-grüne Minderheitsregierung in NRW eine Mehrheit für das absolute Rauchverbot bekommt, das sie sich zum Ziel gesetzt hat. „Damit nehmen sie sich Bayern zum Vorbild. Dort gilt ein konsequentes Rauchverbot. Einzig für geschlossene Veranstaltungen wie private Familienfeiern gibt es Ausnahmen“, erklärt Thorsten Hellwig vom Hotel- und Gaststättenverband NRW. „Bekommt Rot-Grün eine Mehrheit, wird auch auf Brauchtumsveranstaltungen nicht mehr geraucht.“

Josef Hinkel und Michael Kux sind sich einig: „Das wird sich nicht negativ auf die Stimmung bei Karnevalssitzungen auswirken.“ Andreas Mauska: „Möglich ist aber, dass das Programm dann öfter unterbrochen wird — für Raucherpausen.“

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