Düsseldorf Nicht allen gefällt das Aus für die Plastiktüte

Die Tüten verschwinden ganz oder müssen bezahlt werden — wegen ihrer Umweltbilanz. Doch sie sind auch praktisch.

Düsseldorf: Nicht allen gefällt das Aus für die Plastiktüte
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Sie sind bunt, stabil und praktisch: Plastiktüten liegen an fast allen Kassen und bei jedem Einkauf nimmt man sie mit. Wer im Supermarkt zu einem Beutel greift, zahlt meist nur ein paar Cent — oder gar nichts. Damit soll nun bald Schluss sein. Die Tüten werden teurer oder verschwinden ganz, denn der häufige Griff zur Plastiktüte verursacht große Umweltprobleme. In diversen Düsseldorfer Warenhäusern sind die Plastiktüten bereits ganz aus den Läden verschwunden.

„Wir bieten nur noch Papier,- Stoff- und Permanent-Tüten an“, berichtet Erkan Karadag, Filialleiter bei Woolworth an der Nordstraße. „Unsere Kunden haben durchweg positiv auf diese Veränderung reagiert, sie wollen ja auch die Umwelt schonen“, betont Karadag weiter. Preislich liegen die neuen Tragetaschen zwischen 0,75 und 1,50 Euro.

Auch in der Galeria Kaufhof gibt es die grün-weißen Plastiktüten bald nicht mehr kostenlos: „Ab Sommer müssen die Tüten bezahlt werden“, sagt Pressesprecher Steffen Kern. Aus dem Sortiment werden sie indes nicht verschwinden: „Sie sind ein wichtiger Werbeträger und ein wichtiger Service für die Kunden, um die Ware sicher, bequem und trocken transportieren zu können“, sagt Kern.

Auch der Elektronikhändler Saturn hat die kostenlose Plastiktüte aus den Filialen verbannt, je nach Größe kosten sie jetzt bis zu 50 Cent. Und im Drogeriemarkt dm sind die kleinen Tüten, die in nahezu unbegrenzter Zahl gratis zur Verfügung standen, längst verschwunden. Düsseldorfer Verbraucher wollen zwar die Umwelt schonen, dennoch gibt es Kritik: „Es kann doch nicht sein, dass ich beim Bäcker meine Brötchen nur noch in einer Papiertüte bekomme und die mir dann im Regen draußen aufweicht“, beschwert sich Christel Sprenger (75). „Wenn ich die Plastiktüte später als Müllbeutel verwende, landet sie ja in der Müllverbrennung und nicht in der Natur, daher bin ich nicht erfreut von der Neuregelung.“

Auch Gino Ochs (41) erwartet bei hochpreisigen Einkäufen weiterhin eine Plastiktüte zum Nulltarif: „Ich habe mir ein Elektrogerät für 300 Euro gekauft und sollte dann noch 50 Cent für die Tüte bezahlen, das ist wenig kundenfreundlich.“ Moritz Wedler (27) freut sich über alle, die mitdenken: „Jeder, der einen Jute-Beutel beim Einkauf verwendet, ist für mich ein Held“, sagt er spontan. „Wir müssen unbedingt runter von dem ganzen Verpackungsmüll. Wenn ich mal meinen Jute-Beutel vergessen habe, dann nehme ich einen leeren Waren-Karton, der muss eh entsorgt werden“, berichtet Wedler.

„Ich verstehe nicht, warum die Leute nicht einen Korb zum Einkaufen mitnehmen wie früher“, sagt Barbara Scheuer. „Wer einmal diese riesigen Müllinseln im Meer gesehen hat und weiß, dass alleine in der EU und damit auch bei uns jährlich Milliarden Plastiktüten in die Natur gelangen, dem kann das Thema nicht gleichgültig sein.“

Philip Heldt, wissenschaftlicher Mitarbeiter für Abfall- und Ressourcenschutz bei der Verbraucherzentrale NRW ist optimistisch, dass die Verbraucher bereit sind, umzudenken: „Wir begrüßen die kostenpflichtige Abgabe, das hat eine gute Signalwirkung.“ Heldt gibt allerdings zu bedenken, dass Plastiktüten kein Problem sind, wenn sie richtig entsorgt werden. „Die Plastiktüte ist nur ein Problem von vielen. Der ganze Kunststoffmüll aus den Discountern, die unzähligen Coffee-To-Go-Becher und auch die Einweg-Getränke-Flaschen müssen mit hohem Energieaufwand zerschreddert werden.“ Und eine Papiertüte sei keine Alternative: „Sie zerfällt zwar schneller, da ihre Herstellung sehr aufwändig ist, hat sie keine bessere Öko-Bilanz.“ So rät die Verbraucherzentrale zum Stoffbeutel: „Hier stimmt die Öko-Bilanz, weil sie sehr langlebig ist.“

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