Neues Justizzentrum: Grundstein für Gerichte gelegt

Auf dem ehemaligen Gelände der VKW wird bis Ende 2009 gebaut. Am Montag kam die Ministerin zum Festakt für das neue Justizzentrum.

<strong>Düsseldorf. Wer an der Ratinger Straße Mittag isst, kann sich das Jura-Studium sparen. An einem der Nachbartische im Ohme Jupp oder im Einhorn wird garantiert gerade über einen komplizierten Fall oder die spannende Verhandlung gesprochen. Rund um das Gebäude des Amts- und Landgerichts an der Mühlenstraße leben zahlreiche Geschäfte und Gastronomen von den Juristen und Justizangestellten. Sie werden sich bald neue Kundenkreise erschließen müssen: Die Gerichte ziehen Ende 2009 um.

Justizzentrum mit Vorbildfunktion für ganz Nordrhein-Westfalen

Gestern legte Ministerin Roswitha Müller-Piepenkötter den Grundstein für das neue Justizzentrum am Oberbilker Markt. "Das hat eine Vorbildwirkung für die ganze Justiz", schwärmte sie. In der Tat: Eine Investition von 80 Millionen Euro würde auch an anderen Stellen des maroden Justizwesens im Lande gut tun. Die Demonstration von überlasteten Richtern und Staatsanwälten vor Wochenfrist am Landtag hat gezeigt, dass der Justiz langsam aber sicher die Kräfte schwinden. Der Neubau wurde auch nur möglich, weil der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB) das alte Gebäude an der Mühlenstraße für ähnlich viele Millionen an einen Investor verkaufen konnte. Von dem Erlös wird jetzt in Oberbilk gebaut. "Für die Justiz in Düsseldorf ist heute ein ganz besonderer Tag", sagte Anne-José Paulsen, die Präsidentin des Oberlandesgerichts. Das neue Gebäude wird den Richtern und Angestellten modernste Arbeitsbedingungen bieten. Bedingungen, die an der Mühlenstraße nicht umsetzbar waren. So wird es neben vollständig computervernetzten Sitzungssälen auch eine Videokonferenzanlage geben, die eine Zeugenvernehmung über große Distanzen hinweg ermöglicht.

Die Zeit des herumirrens im Gericht ist im neuen Haus vorbei

Für den normalen Nutzer verbessert sich auch fast alles. Wer schon einmal einen Raum im alten Gerichtsgebäude gesucht hat, weiß wie es sich anfühlt, verloren zu sein. "Als ich beim Landgericht anfing, habe ich das Büro des Präsidenten auch nicht gefunden. Im Neubau werden wir ein Wegeleitsystem für die Besucher haben", freut sich Paulsen. Das neue Gebäude wird komplett behindertengerecht. In der Nachbarschaft freut man sich ebenfalls. Über neue Kundschaft und Impulse für den Stadtteil. Doch manche Oberbilker fürchten sich vor zu viel Verkehr. "Wir binden das Justizzentrum über die neue Ortsumgehung Oberbilk an", versucht Andreas Reichauch vom Architektenbüro AGN zu beruhigen. Diese Ortsumgehung existiert aber noch nicht. Bis es soweit ist, wird eine provisorische Zufahrt zur Tiefgarage gebaut. Ein weiteres Problem: Die Stadt will die vierspurige Werdener Straße - allerdings erst dann, wenn das Justizzentrum bereits in Betrieb ist. "Wir würden uns wünschen, dass beides zeitgleich fertig wird", sagt Reichauch. Vielleicht wird dann auch eine Außenstelle des Ohme Jupp eröffnet. Dann wären alle Juristen wieder glücklich.

Justizzentrum

Zahlen: Die Bruttogeschossfläche beträgt 70000 Quadratmeter, 900 Menschen werden im Zentrum arbeiten. Geplant ist ein weiteres Gebäude. Sozial- und Arbeitsgericht sowie Staatsanwaltschaft könnten einziehen.

Klima: Das Gebäude wird mit einer Geothermieanlage mit Wärmespeicher beheizt. Eine bundesweit einmalige Technik.

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