Polizei in Düsseldorf „Ich bin der neue Dorf-Sheriff von Unterbach“

Düsseldorf · Klaus Luberichs ist der neue Bezirksdienstbeamte im Dorf. Der 57-Jährige ist der einzige Polizist mit Dienst-E-Bike.

 Klaus Luberichs ist in Unterbach vor allem mit seinem E-Bike unterwegs. Oft ist er auch am Breidenplatz anzutreffen.

Klaus Luberichs ist in Unterbach vor allem mit seinem E-Bike unterwegs. Oft ist er auch am Breidenplatz anzutreffen.

Foto: Ingel/Marc Ingel

Klaus Luberichs wartet nicht, er handelt. Das hat der Polizeihauptkommissar schon immer so gemacht, als er in der Altstadt auf Streife war, als er seine Kollegen zehn Jahre lang in Selbstverteidigung (Fachjargon: „Eigensicherung“) ausbildete. Warum sollte der 57-Jährige, der seit 40 Jahren bei der Polizei Düsseldorf ist, das jetzt demnach anders machen? Also steht er da auf dem Breidenplatz, angelehnt an sein E-Bike, und wenn Luberichs merkt, dass die Passanten ihn neugierig aus der Entfernung beäugen, geht er auf sie zu und sagt: „Hallo, ich bin der neue Dorf-Sheriff von Unterbach.“

Das schafft Vertrauen und Nähe, nicht zu viel natürlich, immerhin befinden wir uns ja noch in einer Pandemie. Aber der spontane, freundliche Ton von Luberichs, der so gar nicht nach trockenem Beamtentum klingt, lockert schnell die Zunge. Und so erzählen ihm die Unterbacher, was sie stört, nervt, wo er mal tätig werden könnte, und genau das will der neue Bezirksdienstbeamte im Dorf, der auch für die Siedlung Freiheit und die Tannenhofsiedlung in Vennhausen zuständig ist, ja erreichen: Dass sich die Menschen ihm gegenüber öffnen, ihm erzählen, wo es brennt und in ihm eine Person sehen, der man sich anvertrauen kann. „Und immer schön die Sparkasse im Blick behalten“, schallt es ihm dann schon mal lachend entgegen.

Damit Luberichs die durchaus beachtliche Wegstrecke von Vabali Spa über die Naherholungsgebiete rund um den Unterbacher See bis nach Vennhausen mit vielen Aufs und Abs auch problemlos zurücklegen kann, hat er ein Dienst-E-Bike bekommen, „ich glaube, ich bin der Erste, der so was fahren darf.“

Acht Jahre war Klaus Luberichs als Bezirksdienstbeamter in Kaiserswerth eingesetzt, „das war dann erstens irgendwann auch genug, und zweitens bin ich jetzt sehr viel näher an Zuhause“, sagt der Hauptkommissar, der mit seiner Frau und einem Sohn im Kreis Mettmann wohnt. Sein Arbeitstag ist nach wie vor prall gefüllt. „Morgens bin ich in der Regel bei der Schulwegsicherung eingesetzt, das erfordert bei drei Grundschulen und einer Realschule, bei leider ständig zu hohen Geschwindigkeiten der Autofahrer und nicht immer einsichtigen Chauffeuren von Elterntaxis schon eine hohe Aufmerksamkeit“, sagt Luberichs.

Nach Durchsicht seiner Mails können die Aufgaben im Anschluss variieren. „Ich ermittele zum Beispiel, ob eine Person an der angegebenen Adresse wirklich wohnhaft ist. Es stehen bisweilen Kontrollbesuche bei Fällen von häuslicher Gewalt an.“ Und er bietet Opfern von Wohnungseinbrüchen ein Gespräch an, vollstreckt Vorführungsbefehle, ist als Gerichtsbote unterwegs, muss auch schon mal seinen Chef in Benrath vertreten, macht Verkehrserziehung an Schulen. Oder er nimmt sich einfach die Zeit, eine Stunde mit einer alten Dame zu plaudern, um ihr die Angst vor einem Taschendiebstahl zu nehmen.

Die Bezirksdienststelle befindet sich an der Vernnhauser Allee, „aber ich versuche, zu 80 Prozent, draußen unterwegs zu sein“, sagt Luberichs, „ich bin kein Bürotyp, daher ist das einfach der ideale Job für mich“. Am vergangenen Donnerstag hatte er seine erste Bürgersprechstunde, die will er jetzt immer an jedem ersten Donnerstag im Monat in der Stadtbücherei am Breidenplatz anbieten. „Wir sind immer auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, daher fand ich es sinnvoll, so etwas einzuführen“, sagt der 57-Jährige, der jetzt nach Möglichkeit bis zur Pension weiterhin der Dorfsherrif von Unterbach sein will. „Ich habe das Glück, das machen zu können, was mir wirklich Spaß bereitet. Warum sollte ich mich da noch mal anderweitig orientieren?“, fragt Luberichs rhetorisch.

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