Neue Chefin startet mit einem Zero-Fest

Die neu berufene Geschäftsführerin der Foundation plant ein Spektakel zur Eröffnung des Zero-Hauses in der Friedrichstadt.

Neue Chefin startet mit einem Zero-Fest
Foto: Zero-Stiftung

Düsseldorf. Mit roten Rosen wurde Barbara Könches als neue Geschäftsführerin der Zero-Stiftung von den Freunden und Förderern im Zollhof begrüßt. Sie hatten dafür gesorgt, dass der überraschende Wechsel von Tijs Visser auf die ehemalige Abteilungsleiterin für die visuellen Künste in der Kunststiftung NRW geräuschlos über die Bühne ging. Noch vor gut sieben Monaten hatte Visser bei der Präsentation des neuen Zero-Hauses an der Hüttenstraße 104 davon geschwärmt, dass er im Anbautrakt des Hinterhauses zwei Zimmer mieten wolle, denn seine Frau weilte zu diesem Zeitpunkt längst in Berlin.

Neue Chefin startet mit einem Zero-Fest
Foto: Nanninga /Schaller

Doch es gab Spannungen im Vorstand und bei den Freunden. In einer Mail betont Visser, er habe gekündigt. Könches reagiert diplomatisch. Sie selbst sei gut mit Visser ausgekommen. Für sie stehe aber auch fest: „Der Vorstand und ich werden uns regelmäßig treffen.“ Das ist auch notwendig, denn die Stiftung wird zehn Jahre alt und plant ein großes, dreitägiges Fest vom 18. bis 20. Oktober.

Neue Chefin startet mit einem Zero-Fest
Foto: Nanninga /Schaller

Könches hatte sich ihre ersten Sporen beim ZKM in Karlsruhe erworben, dem wichtigsten Medienzentrum in Deutschland. Sie sieht ihre Aufgabe darin, jene eng bemessene Zero-Epoche zwischen 1958 und 1966 zu verlebendigen, so dass sie in die Geschichtsschreibung eingehen kann.

Die Wirkung nach außen lässt derzeit zu wünschen übrig. Der Internet-Auftritt ist nichtssagend und zum Teil fehlerhaft, so hat sich etwa ein Fehler bei der Namensnennung des ehemaligen Leiters der Stiftung MKP eingeschlichen. Ein Fachmann für die Homepage muss erst noch beauftragt werden.

Könches möchte der Nachwelt beweisen, wie raumgreifend Künstler wie Piene, Mack und Uecker arbeiteten, wie sie mit Spiegel, Projektionen und Sounds die Besucher gewannen und dennoch selbstständige, in sich abgeschlossene Kunstwerke schufen. Sie vergleicht es mit dem Happening, wenn sie sagt: „Ein Happening ist nichts ohne Zuschauer. Ein Werk von Piene ist da, auch wenn keiner hinguckt.“

Für die neue Geschäftsführerin ist zugleich diese Botschaft wichtig: „Alle Künstler haben den Krieg miterlebt. Aber sie hegten nicht das Vaterlandsdenken des Nationalen, sondern agierten von Anfang an international. Diese Offenheit ist heute wieder extrem wichtig.“

Die Forschung gilt als oberstes Ziel der privaten Stiftung. Hier ist in dem kleinen Betrieb mit Könches und zwei Wissenschaftlerinnen in Halbtagsstellung noch viel zu tun. Die Schätze im Archiv müssen gehoben werden, so dass die Hüttenstraße tatsächlich zu einem Zentrum der Forschung werden kann. Gleichzeitig müssen weitere Archivalien angeschafft und wissenschaftlich bearbeitet werden.

Im Augenblick konzentriert sich alles auf den Umzug aus dem Medienhafen in die Friedrichstadt sowie auf die Festivitäten. 500 000 Euro waren an Spenden dank der rührigen Aktivitäten von Tijs Visser und den tatkräftigen Freunden für die Sanierung zusammengekommen. Den Auftakt im neuen Haus macht ein Symposion am 18. und 19. Oktober, wo die Kunst- und Mediengeschichte von Zero hinterfragt wird. Gleichzeitig wird das neue Haus seine Tore weit öffnen. Hier gibt es Neuigkeiten in der Planung.

So wird es im ehemaligen Atelier von Uecker im Erdgeschoss Wechselausstellungen geben. Der Boden hat noch originale Farbspuren von Uecker.

Die erste Etage beherbergt demnächst das Archiv in einem eigens dafür eingebauten Archivraum. Wer will, kann theoretisch rund um die Uhr forschen.

Die Hauptattraktion in der zweiten Etage bildet das Feueratelier von Piene. Möglicherweise wird es zugleich einen weiteren Schauraum mit ständig wechselnden Exponaten aus der Stiftung geben.

Die dritte Etage wird Büro. Die Ärmlichkeit des Schlafraums von Piene ist allerdings inzwischen verschwunden. Die niedrige Decke wird angehoben. Wer die Atmosphäre von einst sucht, wird sie nicht mehr finden.

/Der Erste, der in diesem Hinterhof lebte, war Ferdinand Kriwet, auch er einer der wichtigsten Künstler der Stadt. Er arbeitete jedoch in seinem Atelier im Keller, und der wurde schon in den 1970er Jahren in einen Partykeller verwandelt. An KriwetS/ erinnert in dem Gebäude leider inzwischen nichts mehr.

Am 20. Oktober (einem Samstag) steigt das Zero-Fest im gesamten Hafengelände. Es wird über den Organisator Olof van Winden („TodaysArt) eingekauft. Es ist als Hommage von großenteils jungen, niederländischen Künstlern an Zero gedacht, die mit Licht, Rauch und Klang arbeiten. Es wird ein Fest für die ganze Familie. Jeder soll gucken und staunen. Die erste Aufgabe von Könches wird es sein, Sponsoren- und Stiftungsgelder zu akquirieren.

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