Bauen in Düsseldorf Sohnstraße auf dem Weg in die Zukunft

Düsseltal · Zwei große Bauvorhaben werden der Sohnstraße ein neues Gesicht verleihen. Sie müssen sich in die bestehende Struktur einpassen.

 Ein erster Entwurf für den geplanten Gebäudekomplex an der Grafenberger Allee/ Sohnstraße wurde später noch einmal überarbeitet.

Ein erster Entwurf für den geplanten Gebäudekomplex an der Grafenberger Allee/ Sohnstraße wurde später noch einmal überarbeitet.

Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf

Sie ist kaum einen Kilometer lang, und doch steht die Sohnstraße für das, was an allen Ecken der Stadt passiert: Es wird gebaut. Düsseldorf braucht Wohnraum. Neubauten sollen sich aber an gewachsenen Strukturen orientieren, dürfen nicht als Fremdkörper wahrgenommen werden.

Das ist nicht immer einfach, wie das Beispiel Sohnstraße zeigt. In den Nebenstraßen, die nach Malern wie Rembrandt oder Rubens benannt wurden, leben keine einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen. Für Wohnungen in den schmucken Backsteinhäusern auf der Westseite, die über einen so kaum noch zu sehenden Treppenaufgang zur Haustür haben, dürften hohe Mieten anfallen. Auf der Ostseite dagegen dominiert Geschosswohnungsbau.

Ein Mischgebiet, das von einigen historischen Hinguckern eingerahmt wird: der denkmalgeschützten Hanielgarage am Eingangstor zur Sohnstraße, die bis 1953 von Paul Schneider-Elsleben erbaut wurde und heute BMW, McDonald’s und einen Chinesen beherbergt; das Stahl-Zentrum mit dem Max-Planck-Institut für Eisenforschung als Nachbarn, das auf eine 85-jährige Geschichte zurückblickt; und der Blutturm am Übergang zur Fritz-Wüst-Straße, der in das Jahr 1709 verweist, als das Zisterzienserkloster Düsselthal gegründet wurde, das später eine Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder wurde. Und noch ein Kuriosum: Kaum 30 Meter weiter, in der Hans-Sachs-Straße, gibt es quasi auf dem Mittelstreifen seit mehr als 100 Jahren die schmale Kleingartenanlage Hans Sachs.

Die kleine Sohnstraße hat einiges zu bieten, und in dieses stadtteilprägende Viertel sollen sich nun zwei voluminöse Neubauvorhaben einbetten. Wie so etwas gelingen kann, hat ein beriets realisiertes Projekt bewiesen.

Viantis-Gebäude

In der ehemaligen Residenz des Bundesverbandes Deutscher Gießerei-Industrie, gegenüber des Max-Planck-Instituts, hat die Viantis AG, ein Immobilienunternehmen der Sparda-Bank West, einen Neubau realisiert, in den zum Teil der Altbau integriert wurde. Dass die Backsteinfassade inklusive des Säuleneingangs erhalten wurde, war 2017 auch der Grund dafür, dass die SOP-Architekten mit ihren Entwürfen den Zuschlag beim Architektenwettbewerb erhielten. Dem Backsteinbau wurden an beiden Seiten zwei weiße, viergeschosssige Baukörper zur Seite gestellt. Es entstanden 54 Wohnungen und acht Stadthäuser.

Sohnstraße/Hanielpark

Jahrzehnte prägte die Tankstelle das Bild an der Ecke Grafenberger Allee/ Sohnstraße. Sie ist abgerissen, ebenso die Bungalows, die sich anschlossen. In der mehr als 4000 Quadratmeter großen, an den Hanielpark grenzenden Baugrube soll ein Gebäudekomplex entstehen, der bei der Nachbarschaft nicht nur auf Zustimmung stößt, wie bei der Öffentlichkeitsbeteiligung deutlich wurde. Vorgesehen ist entlang der Sohnstraße ein Gebäuderiegel und ein Kopfbau als Hochpunkt an der Grafenberger Allee mit Gewerbe (600 Quadratmeter Verkaufsfläche für Lebensmittel, Einzelhandel, Bäckerei, Gastronomie) im Erdgeschoss. Insgesamt sollen 88 Wohnungen entstehen. Eine Tiefgarage soll 60 Stellplätze erhalten, für die gewerbliche Nutzung sind zwölf weitere vorgesehen. Der Bebauungsplan wurde Ende vergangenen Jahres auf den Weg gebracht.

Telekom-Klotz

Das gilt auch für den nächsten Schritt bei einem noch größeren Bauvorhaben an der Sohnstraße 45: dem leerstehende Gebäudeklotz, das früher von der Telekom betrieben wurde. Der Eigentümer, die Deutsche Telekom Asset Management, hat für das vier Hektar große Areal einen städtebaulichen Wettbewerb initiiert, um primär eine Wohnnutzung zu realisieren.

Darüber hinaus sind ergänzende Nutzungen im Bereich Dienstleistungen, nicht störendes Gewerbe, Gastronomie sowie die für das Quartier benötigte soziale Infrastruktur denkbar. Wermutstropfen: Die auf dem heutigen Hochhaus vorhanden Antennen müssen auf dem Gelände bleiben, damit die Deutsche Funkturm als Betreiberin „ihrer Versorgungspflicht zur Sicherung des Mobilfunkempfangs nachkommen kann“, wie es im Beschluss heißt.

Der zweiphasige Wettbewerb wurde Ende des Jahres ausgelobt und soll noch dieses Jahr zum Ergebnis führen. Den teilnehmenden Büros wird freigestellt, ob sie eine komplette Neubebauung des Grundstücks planen oder vorhandene Gebäude integriert und umgenutzt werden.

„Auf die Öffnung und Reaktivierung des heute unzugänglichen Areals der ehemaligen Oberpostdirektion an der Sohnstraße haben die Bürger viele Jahre gewartet. Nun ist es endlich soweit, dass mitten in Düsseltal die Planungen für ein modernes zukunftsgerichtetes Quartier beginnen können“, betont Planungsdezernentin
Cornelia Zuschke.

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