Neubau: Anfang März zieht das Gericht nach Oberbilk

Die Büros sind fast fertig, die Gitterstäbe der Zellen eingebaut. Jetzt wird die Werdener Straße erneuert.

Düsseldorf. Fast ein bisschen wehleidig blicken Mitarbeiter von Amts- und Landgericht zurück. Einige hatten das in die Jahre gekommene Gebäude an der Mühlenstraße wohl richtig liebgewonnen und sich dessen Sanierung gewünscht. Die hätte jedoch das vorgesehene Budget des Landes gesprengt und so lief es auf den 90Millionen-Neubau an der Werdener Straße in Oberbilk und somit auch auf eine Chance für den entmutigten Stadtteil hinaus.

Mit zwei Monaten Verspätung steht nun nach Auskunft von Wolfgang Stock der konkrete Umzugstermin fest: das erste März-Wochenende. "Das Archiv wird sogar schon im Dezember nach Oberbilk gebracht", sagt Stock, der die Baumaßnahme für den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW steuert.

Den Schmuck des Altehrwürdigen wird man an der Werdener Straße vergeblich suchen, die Fassade ist funktional und schlicht. Aber der in punkto Sicherheit ist der Neubau auf neuestem Stand. "Alle gelangen ausschließlich über den Haupteingang in das Gebäude", sagt Stock. Dort müssen sie Sicherheitsschleusen passieren, bevor ihnen der Zutritt in die gigantische Eingangshalle gewährt wird.

Die Angeklagten, die in Haft sind, werden aus den Gefängnissen über die Zufahrt Mindener Straße in den Zellentrakt im Untergeschoss gebracht. Von dort fahren Aufzüge direkt in die Verhandlungssäle in den oberen Etagen. "Im Lift trennt eine Plexiglaswand die Häftlinge und die Justizbeamten von einander", erklärt Stock. Vergleichsweise lässig geht es dagegen bislang an der Mühlenstraße zu. Auf acht Wegen kann man dort laut Stock ins Gerichtsgebäude gelangen. Von den Spaziergängen, welche die Beamten mit den inhaftierten Angeklagten über weite Flure, machen müssen, ganz zu schweigen.

Vor einem halben Jahr haben rund 200 Richter und Verwaltungsangestellte ihre neue Arbeitsstätte begutachtet. "Der Lärm der Werdener Straße war ihre größte Sorge", sagt Stock. Die konnte er ihnen nehmen. Eine Schallschutzfassade und schalldichte Fenster schlucken den Krach.

Nichts ändern kann Stock an der neuen Umgebung, die einige Gerichtsmitarbeiter nur ungern gegen die Innenstadtlage tauschen. "In Oberbilk wird sich einiges ändern", prophezeiht Stock. Bei ihm haben sich bereits mit Baubeginn vor zwei Jahren Immobilienmakler gemeldet, die an Objekten an der Mindener Straße interessiert waren. Ein Anwaltskanzlei hat ihm das Baubüro vor der Nase weggeschnappt. Und auch die erste Wirtin aus der Altstadt ist ja schon nach Oberbilk umgezogen (siehe unten).

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