Neuanfang in St. Peter: Eine Kirche für junge Pilger

Nach dem Brand öffnet die Kirche am 20. Februar wieder ihre Tore. Sie soll moderne Städter im Viertel erreichen.

Düsseldorf. Erst zwitschern nur helle Flötentöne durchs Gewölbe, dann mischen sich satte Celloklänge dazu. „Und dann das Tutti“, sagt Kantor Marcel Ober und greift mit beiden Händen in die Tasten. „Dafür ist diese Orgel gemacht.“ Aus den 3650 Pfeifen dringt ein gigantischer Schall wie aus den Instrumenten eines kompletten Symphonieorchesters. Er erfüllt die Kirche von den mit Folie abgedeckten Holzbänken bis zum eingerüsteten Hochaltar und ist durch das offene Portal bis hinaus auf den Kirchplatz zu hören. In St. Peter klingt wieder Musik.

Am 20. Februar eröffnet Kardinal Joachim Meisner die Kirche wieder. Mehr als dreieinhalb Jahre nach dem verheerenden Brand kehrt das Leben zurück in das Gotteshaus. Am 20. Juni 2007 ging das Dach von St. Peter in Flammen auf. In den Tagen darauf wurde die Kirche komplett ausgeräumt. „Es bestand die Sorge, dass durch das Löschwasser die Gewölbe einstürzen könnten“, sagt Pfarrer Ansgar Puff. Doch St. Peter hielt. Und die Versicherung sagte fast unmittelbar zu, den Schaden zu ersetzen. Rund 3,5 Millionen Euro.

Zwischenzeitlich war die Kirche komplett entkernt. Nur die vier Marmorsäulen des Hochaltars standen noch — dick verpackt gegen den Baustaub. Jetzt puzzelt ein Restaurator den 110 Jahre alten Himmel und hölzernen Aufbau Einzelteil für Einzelteil zurück auf die Säulen, die Bankreihen werden wieder aufgestellt. Unter dem neuen Dach, das jetzt eine Sprinkleranlage besitzt.

Das Dach ist nicht das einzig Neue in St. Peter. Auf der Westseite fällt jetzt schon helles Sonnenlicht durch neue Fenster mit blauen Ornamenten. Gegenüber schummert es noch grau und kalt durch die alte Wirtshausverglasung, doch auch dort werden bald die hellen Scheiben eingesetzt. Und wo zuvor Funzeln an schwarzen Strippen von der Decke hingen, leuchten jetzt moderne Glaslampen. „Diese Kirche hat durch den Brand letztlich gewonnen“, sagt Pfarrer Puff.

Er freut sich auf die Eröffnung. Obwohl er sich fühle „wie ein Vater vieler Kinder“. St. Peter wird seine sechste Kirche. Akut gebraucht wird sie im Stadtteil nicht, die Gläubigen haben sich längst auf die Nachbargemeinden verteilt. „Das gibt uns die Möglichkeit, in St. Peter ein anderes Programm zu machen“, sagt Ansgar Puff. Ziel sei es, die Kirche zum Anlaufpunkt für die jungen, gutverdienenden Akademiker in Unterbilk und Friedrichstadt zu machen. Die jungen „Pilger“, die auf der Suche nach Sinn und Orientierung seien, beides im klassischen pastoralen Angebot aber nicht fänden. Mittags- und After-Work-Gottesdienste sowie neue Inhalte sollen modernen Städtern den Zugang erleichtern.

Und die Musik. Der 33-jährige Kantor Marcel Ober will neue Wege gehen. Schon seit dem vergangenen Sommer wird die Orgel in St. Peter wieder aufgebaut. Pfeife für Pfeife. 3650 an der Zahl, von acht Millimetern bis sechs Metern. „Das ist ein riesiges Puzzlespiel“, sagt Ober. Und jede muss dann einzeln intoniert werden; auf den Raum eingestimmt. Experten aus Heidelberg arbeiten täglich daran, dass die Orgel am 20. Februar wieder ihren typischen Klang hat. „Französisch symphonisch“ nennt ihn Marcel Ober. Wie ein ganzes Orchester.

Am 20. Juni 2007 lief das Löschwasser in die wertvollen Orgelpfeifen. Jetzt sollen sie bald zu Jazz-Trompeten erklingen — zur Nacht der Museen gar zu Elektromusik aus dem Computer, kündigt Marcel Ober an. Für St. Peter wird es wahrlich ein Neuanfang.

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