Nein zu Drogen und Alkohol

Es gibt sie tatsächlich: Junge Leute, die keine Lust auf Kater haben – sie nennen sich „Straight Edge“.

Düsseldorf. "Komasaufen" oder "Trinken bis zum Umfallen" sind übliche Schlagzeilen, wenn von Jugendlichen oder jungen Erwachsenen und Alkohol die Rede ist. Aber es geht auch anders: "Es gibt mehr im Leben", sagt Johannes Schmidt (26). Er trinkt nicht, raucht nicht, nimmt keine Drogen: Er ist ein Straight Edge und damit Teil einer Jugendbewegung, deren Anhänger freiwilligen Verzicht üben, während sich andere am Wochenende zum Besäufnis verabreden.

"Ich entschied mich vor zwei Jahren bewusst dazu", sagt der ehemalige Schüler des Marie-Curie-Gymnasiums. Irgendwann habe er sich gefragt, wieso er überhaupt trinkt, warum er da mitmacht. Beim Feiern in der Altstadt, auf Stufenpartys oder Konzerten. Wenn er betrunken war, sei er immer sehr emotional geworden.

Das habe dann oft zu ungewollten nächtlichen Anrufen bei Verflossenen geführt. "Diesen Kontrollverlust wollte ich nicht mehr." Stattdessen bewahrt er heute lieber einen klaren Kopf. "Für mich ist es sinnvoller, mein Leben aktiv zu gestalten. Das ist besser, als mit einem Kater aufzuwachen."

Straight Edge habe er zum ersten Mal auf einem Hardcore/ Punk-Konzert kennen gelernt. Ausgerechnet da, wo jeder Normalbürger mehr Massenbesäufnis als Musikgenuss erwartet.

"Ich bin selbst schon seit mehr als fünf Jahren in der Szene aktiv." Seit einigen Monaten organisiert Joe auch selbst Konzerte. Er holt Bands aus ganz Europa und sogar den USA in die Region. Es sei allerdings schwierig, geeignete Locations in Düsseldorf zu finden. Deshalb weiche er im Moment noch ins Ruhrgebiet aus. Auch weil die Szene dort größer ist als hier.

Die Musik ist mehr Leidenschaft als Geschäft. Sein Geld verdient Joe als Filialleiter in einem Baumarkt. Trotzdem legt er Straight Edge im Alltag nicht einfach in den Schrank wie eine Jeans, die man nur für Konzerte hervorkramt. Für Joe ist der Zusammenschluss eine Lebenseinstellung. Wie seine Freunde ernährt er sich vegetarisch. Der Respekt vor Tieren gehört für ihn dazu.

Das können viele andere nicht verstehen. "Es kommen immer wieder blöde Fragen", sagt Joe. "Das nervt." Auch nach zwei Jahren werde ihm immer noch ein Glas Wein angeboten. Alkohol zu trinken, sei in der Gesellschaft normal. Es nicht zu tun, gelte hingegen als merkwürdig. Nur Kranke müssten ihren Verzicht nicht ständig erklären.

Auch mit dem Vorurteil, Leute, die keinen Alkohol trinken, seien Partymuffel, will Joe aufräumen: "Ich bin immer einer der letzten, die die Tanzfläche verlassen. Die anderen liegen dann längst betrunken im Bett."

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