Narrenkunst für einen Tag

Das neue Motto hat die Jecken inspiriert. Fast alle Wagen für den Zoch sind schon fertig.

Düsseldorf. Ein gutes Motto zeichnet aus, dass man es zu originellen Rosenmontagswagen verarbeiten kann. "Mer kann och alles öwerdriewe" heißt es in diesem Jahr und dazu fiel den Narren in der Wagenbauhalle jede Menge ein. Ob das Nichtrauchergesetz, der Schönheitswahn oder die Bauwut in Düsseldorf - die Vereine hatten dazu jede Menge Ideen. Zusammen mit Künstler Jacques Tilly werden die seit Monaten in Form gebracht. "Fast alle Vereinswagen sind fertig. Jetzt kommen noch die Mottowagen mit den aktuellen politischen Themen, die erst am Rosenmontag gezeigt werden", erklärt Tilly, "wir wollen diesmal gern am Karnevalssamstag fertig werden, damit wir einmal sonntags auf der Königsallee mitfeiern können."

Die Preisexplosion beim Stahl macht auch den Wagenbauern zu schaffen. Denn die Wagen bestehen zum größten Teil aus Maschendraht und Pappmaché: "Die Rolle Draht kostet jetzt etwa 70 Euro, früher waren es 45. Das macht eine Menge aus. Alleine ich verbaue 130 Stück davon. Die Chinesen kaufen den Weltmarkt leer."

Immer mehr Gesellschaften bauen nicht nur schöne, sondern auch politische Wagen. Die Närrischen Schmetterlinge nehmen den übertriebenen Schönheitswahn aufs Korn und lassen unter anderem einen riesigen Silikonbusen durch die Straßen rollen. Die Närrischen I-Dötz stellen einen Raucher an den Pranger und finden, dass man mit dem Nichtrauchergesetz übers Ziel hinaus geschossen ist.

"Wir haben hier inzwischen fast eine Karnevalssschule. Nicht nur die Vereine haben viel Ehrgeiz entwickelt, auch immer mehr junge Leute haben Spaß hier", freut sich Tilly. Und was macht den Spaß aus? "Ich bin Grafiker und arbeite nur am Computer. Das ist für mich wie Urlaub hier", sagt Jan Baake, der zum ersten Mal dabei ist, "ich kann endlich einmal richtig in den Farben wühlen und muss nicht nur am Bildschirm sitzen."

Andere warten schon sehnsüchtig auf den Karnevalsdienstag. "Da wird nämlich innerhalb kürzester Zeit alles kaputt geschlagen, was in den Monaten zuvor entstanden ist", weiß Rosenmontagszugleiter Hermann Schmitz, "für manchen ist es eine Wonne, einmal US-Präsident Bush zu stürzen." Jeder Jeck ist eben anders.

Zurückhaltend sind die Wagenbauer geworden, wenn Anfragen kommen, dass jemand Figuren kaufen möchte. Tilly: "Eine Erwin-Figur ist mal auf verschlungenen Wegen in die falschen Hände geraten und tauchte dann bei einer Demo gegen den Oberbürgermeister wieder auf. Das fand das Carnevals Comitee nicht lustig. Darum machen wir lieber alles kaputt." Obwohl das manchmal auch weh tut, vor allem beim Prinzenwagen, der immer mit besonders viel Liebe gestaltet wird.

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