Reisebericht einer Düsseldorferin : 73 Tage allein unterwegs auf der Arabischen Halbinsel
73 Tage reiste Nadine Pungs durch die Arabische Halbinsel. Ihr Buch erzählt von Menschen in sechs Ländern, eingeflogenen Kühen und schmerzenden Kamelen.
„Von den zig Millionen Menschen, die auf der Arabischen Halbinsel lachen, leben, tanzen und weinen, wissen wir fast nichts. In einer Zeit, in der Meinungen mehr zählen als Fakten, ist es unerlässlich, sich selbst auf den Weg zu machen“, beschreibt Nadine Pungs, warum sie 73 Tage lang allein durch Jordanien, Kuwait, Bahrein, die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar gereist ist. Das Ergebnis ist ihr zweites Buch „Meine Reise ins Übermorgenland“, das gerade im Malik-Verlag erschienen ist. Ein Jahr hat sie daran gearbeitet und erzählt Geschichten von Menschen, wie sie in den Nachrichten nicht auftauchen.
Geplant hat die Düsseldorferin nur den Start ihres Trips in Jordanien: „Auf der Arabischen Halbinsel kommt man grundsätzlich nachts an. Ich gehe am nächsten Morgen immer aus dem Hotel und stromere herum.“ Den Rest macht Nadine Pungs nach Lust und Laune: „Vieles kann man gar nicht planen. Das geht nur vor Ort.“ In Jordanien wollte sie vor allem die alttestamentarischen Orte wie die Ruinenstadt Petra sehen mit ihren berühmten Felsengräbern. Und so reisen wie damals. Mit Beduinenführer Abu Salif und zwei Kamelen ging es in die Wüse Wadi Rum und Nadine Pungs wusste bald, warum das Kamel als Transportmittel aus der Mode gekommen ist: „Das ist auf Dauer eine der schmerzhafte Angelegenheit und nicht bequem.“
Vor allem erzählt sie aber gern von den Menschen. Wie von Sara, der Mittzwanzigerin, die sie über das Internet kennen gelernt hatte. Bei der wohnte die Autorin in Bahrein und Sara nahm sie mit ins Nachtleben: „Bahrein ist ein besonderes Land, das aus 33 Inseln besteht. Dort gibt es Diskotheken, sogar Alkohol und illegale Prostitution. Viele der jungen Leute sind dort ziemlich orientierungslos und flüchten sich in Drogen.“
In Kuwait spürte sie deutlich, dass die Wunden des Golfkriegs dort immer noch nicht verheilt sind: „Das Land ist wie glattgelutscht mit seinen Shopping-Malls. Aber es ist wie eine makellose Stickerei, die man auf links dreht und dann hängen die Fäden heraus.“ Reden wollen die wenigsten davon: „Aber als Saddam Hussein 2003 gehenkt wurde, haben viele auf den Straßen getanzt.“
In den Vereinigten Arabischen Emiraten stieß auch das Kommunikationstalent von Nadine Pungs an seine Grenzen: „Ich habe in zehn Tagen nicht mit einem Emiraten gesprochen. Die schotten sich völllig ab.“ Dafür lernte die Düsseldorferin viele Gastarbeiter aus Bangladesh, Pakistan oder den Philippinen kennen, die dort unter unglaublich schlechten Bedingungen leben: „Aber das wäre ein eigenes Buch.“