Mordprozess Nach Streit ums Erbe: 81-Jähriger erschlug seine Schwester (84)

Düsseldorf · Düsseldorfer Landgericht verhandelt seit Freitag den Prozess um einen tödlichen Streit in Eller. Die ehemalige Schauspielerin starb noch in ihrer Wohnung.

 Der Angeklagte am Verhandlungstag neben seinem Anwalt.

Der Angeklagte am Verhandlungstag neben seinem Anwalt.

Foto: Dieter Sieckmeyer

Als die Mutter 2004 im Alter von 99 Jahren verstarb, hinterließ sie ihren drei Kindern ein Vermögen. Doch seitdem gab es in der Familie immer wieder Streit, denn Elvira D. hatte sich bis zum Ende um die Frau gekümmert, weil ihre Geschwister nicht in Düsseldorf lebten. Als das Vermögen im Juli vergangenen Jahres endgültig aufgeteilt werden sollte, kam es zu einem tödlichen Familien-Drama. Hermann D. soll seine 84 Jahre alte Schwester mit einer Weinflasche erschlagen haben. Seit gestern muss sich der 81-Jährige wegen Totschlags vor dem Landgericht verantworten.

Ganz ruhig saß der Angeklagte am 27. Juli abends gegen 20.50 Uhr auf einer Treppe vor dem Haus an der Von-Krüger-Straße. Da der Mann blutverschmiert war, riefen Nachbarn die Polizei. Wenig später fand man Elvira D. schwer verletzt in ihrer Wohnung im sechsten Stock. Die ehemalige Schauspielerin, die auch eine Hauptrolle in einem Horror-Film spielte, hatte eine Schädel-Hirn-Trauma, Kopf- und Gesichtsverletzungen und mehrere Brüche erlitten. Sie starb noch in der Wohnung an ihren Verletzungen. Ihre Bruder wurde verhaftet.

Hermann D. legte zum Prozessauftakt ein Geständnis ab. Die Familie sei wohlhabend gewesen und habe immer „in den besten Häusern“ verkehrt. Er selbst wanderte 1963 nach Venezuela aus, gründete dort eine Familie und wurde Geschäftsmann. Zwei seiner Firmen mit über 200 Mitarbeitern existieren immer noch.

Nach dem Tod der Mutter wurde vereinbart, dass die beiden Schwestern monatlich jeweils 5000 Euro aus dem Erbe bekommen. Doch im Juli vergangenen Jahres sollte ein Schlussstrich gezogen werden. Die beiden Frauen sollten jeweils einmal 300 000 Euro erhalten.

Doch Elvira D. wollte das nicht. Ihr Sohn hatte seine Tante sogar „Diebin“ genannt. Damit sei er nicht einverstanden gewesen, so der Angeklagte: „Das ist ja auch meine Schwester.“ Eine Woche lang verbrachte Hermann D. mit seiner Schwester Elvira, sie machten Ausflüge zum Schloss Benrath und nach Kaiserswerth, gingen fein essen und waren „ein Herz und eine Seele“ – außer wenn das Thema zwischendurch aufs Erbe kam.

Am Abend der Tat schaukelte sich die Situation durch Kleinigkeiten hoch. Die Röstis, die Elvira D. für ihren Bruder machen wollte, waren verbrannt. Außerdem habe sie sich darüber geärgert, dass der 81-Jährige keines von den grünen Hemden trug, die sie ihm geschenkt hatte. Plötzlich habe seine Schwester vor ihm gestanden und sei völlig durchgedreht: „Sie hatte große Augen. Wie Bernstein.“ Dann forderte sie den Geschäftsmann angeblich plötzlich auf, die Wohnung sofort zu verlassen, ohne einen Grund zu nennen. „Ich bin ein Löwe“ soll die 84-Jährige nur auf Englisch und Französisch gesagt haben.

„Ich habe meine Schwester geschüttelt“, räumte der Angeklagte ein. Dann kam es zu einem Gerangel, bei dem auch das Tischtuch mit den Weinflaschen auf den Boden fiel. Als die 84-Jährige ihrem Bruder in den Finger biss, setzt die Erinnerung des Mannes aus. Dass er ihr mit einer Weinflasche auf den Kopf geschlagen hat, weiß Hermann D. angeblich nicht mehr. Schließlich lag die Seniorin regungslos am Boden. In dem Glauben, dass seine Schwester tot ist, ging der Unternehmer nach draußen. Da lebte Elvira D. aber noch und hätte vielleicht gerettet werden können. Der Prozess wird am 6. Februar fortgesetzt.

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