Düsseldorf Nach der US-Wahl: Viele Düsseldorfer sind entsetzt

Große Enttäuschung bei vielen Düsseldorfern. Zweckoptimismus bei der Wirtschaft.

Das Entsetzen stand einigen Besuchern beim Wahl-Frühstück des Konsulats ins Gesicht geschrieben.

Das Entsetzen stand einigen Besuchern beim Wahl-Frühstück des Konsulats ins Gesicht geschrieben.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Es war ein etwas unwirklicher Moment, als Donald Trump nach seinem Wahlsieg zum ersten Mal vor die Kameras trat. Das US-Konsulat hatte zum „US-Election-Breakfast“ in die Landesanstalt für Medien in den Hafen geladen und die etwa 300 geladenen Gäste waren mucksmäuschenstill. Aber nicht, weil es sie so brennend interessierte, was Trump von sich gab, sondern weil sie jetzt erst realisierten, dass der Mann wirklich der 45. Präsident der Vereinigten Staaten wird.

Die Wahl von Donald Trump hat bei vielen Düsseldorfern für Entsetzen gesorgt.

Die Wahl von Donald Trump hat bei vielen Düsseldorfern für Entsetzen gesorgt.

Foto: Shawn Thew

Eine betretene Miene legte auch Oberbürgermeister Thomas Geisel auf: „Es gab schon schönere Tage. Das Signal, das von dieser Wahl ausgeht, ist klar — die USA wenden sich ab von der Welt.“ Es sei eine Kampagne erfolgreich gewesen, die auf Ausgrenzung und Spaltung setzte. „Die verantwortungsbewussten Demokraten tun leider nicht viel, um dem entgegenzuwirken.“ Die Verbundenheit zu den USA ist bei Geisel groß. Mit Indira hat er eine 20-jährige Tochter aus erster Ehe, die Amerikanerin ist.

Genauso schockiert: Stefan Engstfeld, Landtagsabgeordneter der Grünen: „Irgendwie musste man damit rechnen, aber ich hätte nie gedacht, dass die Amerikaner das wirklich machen. Jetzt haben sie die Katze im Sack gekauft und wir dürfen alle gespannt sein, wen Trump in seine Mannschaft nehmen wird und ob er wirklich Mauern bauen lässt.“

Trauerstimmung auch bei Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Vorsitzende der FDP-Ratsfraktion: „Es geht mir so mies wie nach dem Brexit. Trump ist unerträglich, es ist traurig, dass dieser Mann trotz seiner verbalen Tabubrüche niemanden mehr abgeschreckt hat. Irgendwann wird er ja in Deutschland aufschlagen und er wird sicherlich nicht nur mit Blumen begrüßt werden.“

Nüchterner betrachtet Marcel Abel, Düsseldorfer Chef des Immobilien-Unternehmens Jones Lang LaSalle, das Ergebnis der Wahl: „Ich bin davon ausgegangen, dass er es wird. Für mich ist diese komplexe Welt heute um eine Komponente reicher geworden. Es ist noch zu früh zu sagen, welche Auswirkungen diese Wahl auf das Kapital hat. Ich mache mir aber keine Sorgen.“

Ähnlich unaufgeregt kommentiert Marc Battenstein, Geschäftsführer eines Übersetzungsservice für Wirtschaft, Wissenschaft, Recht und Technik, das Wahlergebnis. „Die Wähler haben gegen die Eliten gestimmt und das passiert halt, wenn die Politikverdrossenen wählen gehen. Es wird den Menschen einfach zu viel vorgeschrieben, das kann keiner mehr hören. Die Europäer werden nun umdenken müssen.“

Auch jenseits des Hafens war die US-Wahl Thema Nummer eins in Düsseldorf. Gewohnt klare Worte gibt es von Satiriker und Rosenmontagswagenbauer Jacques Tilly: „Dies ist ein schwarzer Tag für die Menschheit.“ Seiner Meinung nach wird in der nächsten Zeit viel Arbeit auf die Satiriker zukommen: „Aber ich wäre beschränkt, wenn ich mich darauf freuen würde. Außerdem habe ich ja schon zwei Trump-Wagen gebaut — und wie wir sehen, hat das auch nichts genutzt.“

Bedeutend vorsichtiger äußern sich Vertreter von Firmen, die stark in den USA vertreten sind. Beim Unternehmen Henkel, das Persil und Schwarzkopf mittlerweile auch im US-amerikanischen Einzelhandel eingeführt hat, heißt es: „Die USA sind der weltweit größte Einzelmarkt und für unser Geschäft sehr wichtig. Wir wünschen uns eine stabile und erfolgreiche Regierung in den USA, weil das die Basis für eine erfolgreiche Wirtschaft ist.“ Auch bei Daimler hofft man das Beste. Sprecherin Susanne Lenz: „Wir sind schon heute fest verankert in den USA und beschäftigen dort 22 000 Mitarbeiter. Und wir rechnen auch künftig mit einem konstruktiven Dialog mit der US-Regierung.“ Schon länger geplant: Während Daimler in den USA ein weiteres Werk zur Sprinter-Produktion baut, sollen im Düsseldorfer Werk 650 Arbeitsplätze abgebaut werden.

Bei der in Düsseldorf ansässigen amerikanischen Handelskammer (American Chamber of Commerce in Germany) hofft man darauf, dass Präsident Trump im Sinne einer starken transatlantischen Partnerschaft agieren wird. Und dazu gehörten wichtige Projekte wie die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP), die vorangetrieben werden sollte. „AmCham“-Präsident Bernhard Mattes: „Der Wohlstand Europas und der USA beruht wesentlich auf der Offenheit unserer Volkswirtschaften.“

Trump hatte allerdings im Gegenteil einen scharfen protektionistischen Kurs angekündigt. „Der könnte die Wirtschaft Düsseldorfs besonders hart treffen und für manche Unternehmen existenzielle Fragestellungen nach sich ziehen“, sagt der Hauptgeschäftsführer der IHK in Düsseldorf, Gregor Berghausen. Rund 300 Unternehmen aus der Landeshauptstadt unterhalten Geschäftsbeziehungen mit den USA, die gleiche Anzahl von amerikanischen Unternehmen sitzt hier. „Das ist ein mächtiges Potenzial.“ Nicht umsonst ist die IHK in Düsseldorf für ganz NRW die auf USA-Fragen spezialisierte Kammer. Berghausen hofft jedoch, dass sich viele Äußerungen Trumps als Wahlkampfgetöse entpuppen. „Ein reiner Protektionismus würde ja auch den USA schaden.“ Und unter dem Einfluss der neuen Administration sei vielleicht sogar ein neuer Anlauf für TTIP möglich.

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