Nach den Feuern in Hassels: Viele Mieter wollen weg

Im Oktober stand der Keller in Flammen, das Haus Am Köhnen 85 war über Wochen nicht bewohnbar. Der Schreck sitzt tief.

Düsseldorf. Es ist 23 Uhr am Abend des 16. Oktober 2008, als ein Unbekannter im Keller des Hauses Am Köhnen 85 Feuer legt. 55 Menschen rettet die Feuerwehr über Drehleitern und mit Atemschutzgeräten aus dem Mehrfamilienhaus. Bis 7 Uhr am nächsten Morgen dauert der Einsatz. Doch für die Mieter ist der Alptraum damit nicht vorbei.

Bis zu 1000 Grad heiß waren die Flammen im Keller. Ruß hat sich im ganzen Haus ausgebreitet, die Wände im Treppenflur sind kohlrabenschwarz, der Gestank ist unerträglich. Das Gesundheitsamt überprüft das Gebäude aufwändig auf Schadstoffe.

Erst nach zwei Wochen durfte damals Josef Graf wieder in seine Wohnung, um persönliche Gegenstände zu holen. "Wir haben für 600 Euro neue Kleidung kaufen müssen", sagt der 67-Jährige. Von der Socke bis zum Mantel. In seinem Schlafanzug floh er in der Brandnacht ins Freie und erfuhr im Bus der Feuerwehr, dass er nicht in die Wohnung zurückkehren dürfe. Graf und seine Frau kamen in einem kleinen Zimmer bei Bekannten unter - gegen Bezahlung.

Weil die Versicherung von Hermann Winkler kein Ausweichquartier zahlen wollte, zog der 71-Jährige nach zwei Wochen wieder in seine Wohnung in der siebten Etage. "Eigentlich hätte ich drei Monate nicht hier leben dürfen", berichtet er.

Ein Sachverständiger ordnete wegen des hartnäckigen Ruß’ eine Totalreinigung an. "Das war ein Dreck! Unvorstellbar!", sagt Winkler. Alle Teppiche, Gardinen und bewegliche Möbel seien mitgenommen worden. "Ich saß in einer leeren Wohnung."

Von Hassels hat er inzwischen genug. "Im Februar ziehe ich ins Allgäu - ich zähle die Tage." Auch die Familie Ghanbari sucht eine neue Wohnung. Für den 19-jährigen Arsalan Ghanbari, seine Eltern und seine kleinen Geschwister war das Feuer ein besonderer Schock: Der kleine Atila (4) blieb mit einer Rauchvergiftung mehrere Tage in der Klinik. "Danach bekam er schwere Schlafstörungen, er war sogar in psychologischer Behandlung."

Auch in der Erinnerung von Arsalans Verlobter Shahrzad Jashiti (19) ist die Nacht des Feuers noch sehr lebendig. "Ich dachte, es brennt etwas in der Küche. Als ich nachgeschaut habe, war das Treppenhaus schon voll schwarzem Rauch."

Die Mutter und die kleinen Kinder wurden mit einer Drehleiter gerettet, sie und Arsalan mussten mit Atemschutzmasken durch den kokelnden Flur. Anderthalb Monate wohnte die Familie dann in Hotels und möblierten Wohnungen - Stress für alle Beteiligten.

"Wir wollen nicht, dass die Kleinen in einer solchen Gegend aufwachsen", sagt Arsalan Ghanbari. Zwei Wochen vor dem Feuer hatte jemand Mülltonnen vor dem Haus angesteckt, einen Monat später brannte ein Hochhaus an der Potsdamer Straße, erst am vergangenen Wochenende ein Keller an der Fürstenberger Straße. Die Angst in Hassels wächst - eine Lösung aber ist nicht in Sicht.

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