Nach dem Zugunglück ist Eller in Aufruhr

Etliche Menschen aus dem Stadtteil betrachten ungläubig das Bild der Zerstörung.

Düsseldorf. Es ist ein Bild, das unwirklich scheint. Wie ein Messer hat sich die rote Lok unterhalb der Böschung durch das Häuschen geschnitten. Oben, auf den Gleisen, stehen die beiden tonnenschweren Güterzüge starr. Dazwischen ragen Metallstücke in die Luft, die wirken, als wären sie so leicht zu verbiegen wie dünne Basteldrähte. Es sind die Reste eines Linienbusses. Einige Meter weiter liegt eine zerfetzte Sitzbank, die aus dem Bus herausgeschält wurde. Ein Stillleben von Wucht und Zerstörung.

Etliche Anwohner der Straße Am Hackenbruch im Stadtteil Eller stehen am Donnerstagnachmittag am Bahnübergang, einige filmen das Geschehen mit ihren Handykameras. „Es war plötzlich unglaublich laut“, sagt eine 36-Jährige. Rund 700 Meter vom Bahnübergang entfernt, an dem am Mittwochabend gegen 20.20 Uhr zwei Güterzüge gegen einen Bus der Linie 721 prallten, wohnt die junge Mutter. „Es war ein Geräusch, als würde Metall über den Boden schleifen“, beschreibt sie den Klang. Wenig später kreisen Hubschrauber über ihrem Haus, die die Unfallstelle absuchen und ausleuchten.

Die Bundespolizei versucht derzeit, den genauen Unfallhergang zu rekonstruieren. Fest steht, dass um 20.17 Uhr bei der Polizei ein Notruf eingegangen ist. Ein Anwohner meldet den Zusammenstoß. Zuvor war der Linienbus — vermutlich wegen eines technischen Defekts — auf dem Bahnübergang liegengeblieben.

Der 51-jährige Busfahrer, der seit 1996 für die Rheinbahn fährt, und die drei Insassen können rechtzeitig das Fahrzeug verlassen. Wenig später rasen nach Angaben von Anja Kleinmann, stellvertretende Leiterin der Bundespolizeiinspektion, ein Güterzug aus Richtung Duisburg und dann ein Güterzug aus Richtung Köln in den Bus. 80 Stundenkilometer beträgt die Höchstgeschwindigkeit auf dieser Strecke.

Der Zug aus Duisburg ist mit 22 entleerten Kesselwagen unterwegs, die zuvor mit Butan- und Propangas befüllt waren. Sie sollen lediglich noch Restmengen enthalten haben. „Die Kessel wurden nicht beschädigt, deshalb bestand zu keiner Zeit Explosiionsgefahr“, sagt Kleinmann.

Der zweite Zug besteht aus 33 Wagen, die von zwei Triebfahrzeugen gezogen werden. Eine dieser Loks stürzt durch die Wucht des Aufpralls eine Böschung hinab und landet in einem Schrebergarten. Wie durch ein Wunder wird auch dort keine Person verletzt. Lediglich der Busfahrer wird mit einem Schock ins Krankenhaus eingeliefert — ist aber inzwischen wieder entlassen.

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