Nach 110 Jahren schließt die Karolinger Apotheke in Bilk

Vor zehn Jahren hat Judith Basinski die Apotheke übernommen, nun muss sie sich dem Druck der großen Ketten beugen.

Düsseldorf. Die alten Holzregale in der Karolinger Apotheke reichen fast bis zur Decke. Zwischen bunten Medikamentenschachteln stehen alte, gläserne Apothekerfläschchen, hinter dem massiven Tresen in der Mitte des Raumes blickt den Kunden ein freundliches Gesicht entgegen.

Es gehört der Apothekerin Judith Basinski. Vor zwanzig Jahren hat sie als Angestellte in der Apotheke an der Brunnenstraße 4 angefangen, vor etwa zehn Jahren hat sie diese von ihrer damaligen Chefin übernommen. Ende Januar wird Basinski die Apotheke schließen.

„Es war von Anfang an schwierig“, sagt sie. „Als ich die Apotheke übernommen habe, hat man mir gesagt, ich würde es nicht mal zwei Monate durchhalten.“ Angefangen haben die Schwierigkeiten damit, dass keine Bank Basinski den nötigen Kredit von 50 000 Euro gewähren wollte. Ein Medikamenten-Großhändler hat ihr dann aber den Kredit gewährt — unter der Bedingung, dass sie ihre Ware auch nur da abnimmt.

„Dadurch war ich natürlich immer auf die Preise und Lieferzeiten des Großhändlers angewiesen“, erzählt sie. Trotzdem hat sie es in den letzten zehn Jahren geschafft, die Apotheke zu führen, ohne je rote Zahlen schreiben zu müssen.

Jeden Morgen pünktlich um halb neun öffnet die 54-Jährige die Tür ihrer Apotheke, abends um halb sieben schließt sie diese. Jeden Tag, seit nunmehr zehn Jahren. Wenn sie Notdienst hatte, war sie teilweise 36 Stunden und länger am Stück auf den Beinen.

„Nach solchen Tagen habe ich mich regelrecht betrunken gefühlt — das schaffe ich mittlerweile nicht mehr.“ Ihr Mann Leszek hilft Judith Basinski zwar, wo er kann — bei Verwaltungstätigkeiten oder dem Ausliefern von Medikamenten —, ungelernt darf er allerdings nicht hinter dem Tresen stehen.

Vor einigen Wochen hat Judith Basinski das erste Mal Urlaub genommen, um ihre Mutter in Polen zu besuchen. Während der zwei Wochen hat sie eine Vertretung eingestellt. „Eigentlich konnte ich mir das zwar finanziell gar nicht leisten, es ging aber nicht anders,“ sagt sie.

Preislich konnte sie nie mit der Konkurrenz mithalten. „Ich konnte beim Großhandel immer nur das abnehmen, was ich auch verkaufen kann. Die großen Ketten bekommen da natürlich ganz andere Konditionen“, sagt sie.

Trotzdem sind ihr viele Stammkunden über die Jahre treu geblieben. „Manche haben angefangen zu weinen, als ich ihnen erzählt habe, dass ich die Apotheke schließen muss“, erzählt sie und hat dabei selbst Tränen in den Augen.

Inzwischen betrachtet sie diese Aufgabe aber auch mit einem lachenden Auge. „Eine neue Anstellung habe ich schon gefunden und da freue ich mich vor allem auf die viele freie Zeit, die ich bisher nie hatte.“ Ihr Französisch will sie aufbessern, viel lesen und sich vor allem um ihre beiden Hunde Filou und Ola kümmern. Und auch ihre Stammkundschaft wird sie weiterhin sehen. „Die kommen alle mit zu meinem neuen Arbeitgeber“, sagt sie.

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