Mutter entführte ihren Sohn nach Polen

Der Fall hatte internationale Verwicklungen zur Folge. Lektorin will milderes Urteil.

Düsseldorf. Der Fall hatte international für Schlagzeilen und sogar für deutsch-polnische Missklänge auf höchster Ebene gesorgt: Am 24. Oktober 2008 hatte Beata P. in Düsseldorf ihren Sohn Max (Name geändert) entführt und nach Polen gebracht. Fast fünf Monate tauchte die Lektorin dort mit dem heute Elfjährigen unter, bevor ein Kompromiss gefunden wurde. Seit Dienstag muss sich die Frau wegen Entziehung Minderjähriger, Freiheitsberaubung und gefährlicher Körperverletzung vor dem Landgericht verantworten.

Vom Amtsgericht war die 45-Jährige im Mai vor zwei Jahren zu einer Bewährungsstrafe von 14 Monaten verurteilt worden. Gegen das Urteil hatten Beate P. und die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt. Die Mutter möchte ein milderes Urteil erreichen und sprach am Dienstag von einer „Verzweiflungstat“. Vor der Entführung hatte sie Max zwei Jahre nicht gesehen, weil es Auseinandersetzungen um das Besuchsrecht gab.

Vorausgegangen war ein zehn Jahre langer Rosenkrieg um Max. Die Eltern hatten sich getrennt, als der Junge zwei Jahre alt war. Als Beata P. dann in ihre Heimat Polen zurückkehren wollte, gab es einen Streit ums Sorgerecht. Im Oktober 2003 entführte die Lektorin Max zum ersten Mal nach Polen. Erst im Juni 2004 kehrte das Kind zurück, nachdem ein Gericht in Danzig entschieden hatte, dass Max in sein gewohntes Umfeld gehöre.

Danach einigten sich die Eltern zunächst über das gemeinsame Umgangsrecht. Doch Beata P. soll den Sohn immer wieder unter Druck gesetzt haben. Wie der Vater, ein 46-jähriger Regierungsangestellter, erklärte, habe der Junge schließlich in der Schule einen Nervenzusammenbruch erlitten, weil er mit der Situation nicht zurechtkam. Danach sah er seine Mutter zwei Jahre lang nicht wieder.

Bis zu dem Tag der Entführung. Da soll Beata P. in Begleitung von mindestens zwei Männern ein filmreifes Kidnapping organisiert haben. Der schreiende Junge sei an der Lorettostraße in einen VW Golf gezerrt worden. Die Lektorin soll der zweiten Frau ihres Ex-Manns dabei auch noch Reizgas ins Gesicht gesprüht haben — was sie aber bestreitet.

Aus dem Untergrund in Pollen zettelte die 45-Jährige dann eine Medien-Kampagne an, wurde sogar vom polnischen Außenminister empfangen. Sie behauptete, ihr Sohn sei Opfer einer „Germanisierungs-Kampagne“ der deutschen Behörden. Durch Vermittlung eines Journalisten einigten sich die Parteien schließlich wieder, Max durfte zu seinem Vater zurückkehren. Ob er vor Gericht aussagen muss, steht noch nicht fest.

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