Düsseldorf : Muss man den Koran wörtlich verstehen — oder ihn interpretieren?
Muslimische Ahmadiyya-Gemeinde hatte ins Bilker Bürgerhaus geladen, um Fragen zum Islam zu beantworten und Vorurteile auszuräumen.
Düsseldorf. „Salamun alaikum“ — Der Friede sei mit euch, mit diesen Worten begrüßte Abdullah Uwe Wagishauser die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion im Bürgerhaus am Bilker Bahnhof, mit der seine Gemeinde mit Ängsten und Vorurteilen über den Islam aufräumen wollte. Wagishauser ist Vorsitzender der deutschen Ahmadiyya-Gemeinde, die mit etwa 35 000 Mitgliedern eine der größten muslimischen Gemeinden in Deutschland darstellt. „Ich verstehe, dass jeder zweite Deutsche Angst vor dem Islam hat“, sagte Wagishauser. Das liege aber daran, dass die Menschen stets Angst vor dem Unbekannten hätten. Der Koran sei als Lebenskodex zu verstehen, dessen Grundsätze Frieden und Respekt seien. Den Glauben und die Lebensweise seiner Mitmenschen zu akzeptieren sei mindestens genauso wichtig, wie den Propheten Mohammed zu ehren.
Zahlreiche Teilnehmer äußerten allerdings Bedenken an der friedvollen Natur des Islam. So fragte sich eine Teilnehmerin, ob man den Koran wörtlich verstehen müsse oder inwiefern er einer Interpretation bedarf.
„Eigentlich soll man den Koran wortwörtlich verstehen, an einigen Stellen muss man ihn jedoch im Kontext seiner Entstehung interpretieren“, erklärte Wagishauser. Man müsse berücksichtigen, dass die Welt während der Entstehung des Korans eine andere war, als sie heute ist. Ein Düsseldorfer war bei der Lektüre jedoch auf zahlreiche Stellen gestoßen, die ihm Angst machten: „ Ich habe den Koran aufmerksam studiert. In Sure 2, Vers 191-93 findet man zum Beispiel den Aufruf zum Töten. Wenn ich solche Textstellen lese, dann habe ich Angst vor dem Islam.“ Wagishauser versuchte zwar, diese und andere Stellen zu erklären, die Angst konnte er dem skeptischen Herrn und anderen Teilnehmern nicht nehmen: „Es gibt im Koran Verse, die kriegerischer Natur sind, die Muslime befanden sich zu seiner Entstehung aber auch in kriegerischen Zeiten. Damals forderte der Koran die Muslime auf, sich gegen ihre Unterdrücker zu wehren. Er stellt aber ebenso klar, dass man die Religionsfreiheit verteidigen und Frieden in der Welt stiften soll“, so Wagishauser. Dass dieselben Textstellen heute als Rechtfertigung für einen extremistischen Islam dienen können, konnte er leider nicht ausschließen.