Musikverein — gibt es nicht nur in Wien

Der Städtische Musikverein zu Düsseldorf, bekannt durch seinen Konzertchor, wird 200. Ein Höhepunkt der Feierlichkeiten war der Festakt mit Konzert. Ein Buch berichtet über die bewegte Geschichte. Das „Digitale Info Center“ gewährt Einblicke in ein reichhaltiges Bild-, Ton- und Textarchiv.

Musikverein — gibt es nicht nur in Wien
Foto: Susanne Diesner

Das Musikleben in Düsseldorf sprüht vor Lebendigkeit. Viele kleine und große Konzerte sprechen für sich. Doch reichen die Wurzeln der Musikkultur in der Landeshauptstadt weit in die Vergangenheit und ohne das Engagement vergangener Generationen wäre vieles in der Musikgeschichte der Stadt wahrscheinlich anders verlaufen. Das Bedürfnis, gemeinsam zu Musizieren, die Sehnsucht, ein aktives und selbstbestimmtes Musikleben zu gestalten, bewog auch die Düsseldorfer Bürger des frühen 19. Jahrhunderts, einen Musikverein zu gründen.

Lediglich fünf Jahre nach den Wienern, deren Gesellschaft der Musikfreunde 1812 das Licht der Welt erblickte, hatte die damals weitaus provinziellere, aber aufstrebende Stadt am Rhein auch ihren Musikverein. Beachtlich! 1818 war mit dem 1. Niederrheinischen Musikfest der Anfangspunkt gesetzt und der Blüte Düsseldorfer Musiklebens stand nichts mehr im Wege — das Rheinland hatte zuvor musikkulturell enorm unter dem Umzug des Jan-Wellemschen Hofes mit seiner Hofkapelle nach seinem Tod nach Mannheim gelitten.

Der Musikverein — heute heißt er Städtischer Musikverein zu Düsseldorf —, und dessen Chor, der bis heute — und das als Laienchor — mehr als aktiv in das Musikleben Düsseldorfs wirkt, blickt auf eine beachtliche Geschichte zurück. Sofort fallen einem Mendelssohn und Schumann ein, um wohl nur die beiden offenkundigsten Namen zu nennen. Damals waren sie Avantgarde! Doch ist der Musikverein so viel mehr.

Den Höhepunkt der Feierlichkeiten zu ihrem 200. Bestehen feierte der Verein nun mit einem Festakt in der Tonhalle. Das Festkonzert (die Rezension dazu lesen Sie in unserer Montagsausgabe) beschwor mit Mendelssohns Oratorium Paulus op. 36 - das 1836 in Düsseldorf uraufgeführt wurde — den traditionsreichen Geist des Vereins. Im Rahmen des Festaktes, wurde die enge und nach wie vor impulsgebende Verbindung des Vereins zu der Stadt von allen Seiten betont.

Zugegen waren unter anderem Marie-Agnes Strack-Zimmermann, stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende aus Düsseldorf, Jonges-Baas Manfred Rolshoven und Patrick Schwarz-Schütte, Unternehmer und Kultur-Förderer. Man spürt, wie viele Freunde der traditionsreiche Verein in Düsseldorf hat.

Zudem stellte Manfred Hill auch das Buch zum Jubiläum „Musik Vereint“ (Redaktion: Georg Lauer, Udo Kasprowicz, Karl-Hans Möller, Wolfgang Koch und Erich Gelf) vor, das im Verlag Christoph Dohr erscheint und ab dem 20. April in die Regale der Buchhandlungen kommt.

Auf insgesamt 224 Seiten, durchgängig in Farbe und mit zahlreichen Abbildungen, blickt der Verein, der selbst Herausgeber ist, auf seine 200-jährige Geschichte zurück. Aber auch das Jetzt, das Wirken des Chores und des Vereins im heutigen Düsseldorf kommen nicht zu kurz. Erwähnenswert sind hier der Bezug zur „Singpause“, dessen Träger der Musikverein ist, die Verbindung zur Tonhalle und eine Reihe von Grußworten und Gastbeiträgen, die die Aktivitäten des Chores aus verschiedenster Perspektive beleuchten und ihre Wertschätzung bekunden. Zudem illustriert die Publikation die tägliche Arbeit, lässt auch hinter die Kulissen des Chores blicken.

Bei der professionellen Anmutung der Tätigkeiten des Chores darf nicht vergessen werden, dass hier allesamt musikbegeisterte Amateure — im besten Sinne des Wortes — ihrer Passion nachgehen. Auch darüber hinaus beschenkt der Musikverein in Kooperation mit der Tonhalle sich und die Bürger der Stadt.

Ein digitales Info Center (kurz DIC), das im Vip-Raum der Tonhalle aufgestellt wurde, eröffnet, multimedial aufbereitet, tiefe Einblicke in die Archive des Vereins.

In Kategorien gegliedert werden — auch online abrufbar — sowohl vielseitige Informationen aus den 200 Jahren bis heute und eine Schar an Bild- und Tondokumenten der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Darunter finden sich beispielsweise im Besitz des Musikvereins befindliche Briefe Mendelssohns oder das Schallarchiv, zu dem auch eine Ausstellung eröffnet wird. Die Stele erweist sich für jeden wissenshungrigen Musikfreund als ein besonders Schmankerl.

Weitere Projekte sind ab dem 7. Mai die Singpausen-Konzerte unter dem Titel „200 Jahre Musikverein — 12 Jahre Singpause“, bei denen die Grundschüler im Fokus stehen. Gleichfalls im Mai sind die Enthüllung einer Bronzetafel des Düsseldorfer Künstlers Ulrich Grenzheuser zur Erinnerung an den Komponisten Norbert Burgmüller, den Sohn des ersten Musikdirektors und kurzfristigen Leiters des Musikvereins und eine Ausstellung zum Thema „Musik vereint“ geplant. Weitere Infos:

musikverein-duesseldorf.de/200-jahre-musikverein-veranstaltungskalender/

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