Düsseldorf Musicals im Schauspielhaus?

OB Geisel verteidigt vor Journalisten die von ihm angestoßene Debatte um die künftige Nutzung des Theaterbaus.

Düsseldorf: Musicals im Schauspielhaus?
Foto: Screenshot/dpa

Düsseldorf. Die Wogen glätten, Dinge richtig stellen, die Diskussion versachlichen — mit diesen Zielen trat Oberbürgermeister Thomas Geisel am Freitag in Sachen Schauspielhaus vor die Medien. Zuvor hatte es die ganze Woche lang eine erregte öffentliche Debatte um die Zukunft des sanierungsbedürftigen Hauses gegeben. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Düsseldorf: Musicals im Schauspielhaus?
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Zunächst einmal ruderte Geisel zurück: Niemals habe er ernsthaft einen Abriss und originalgetreuen Neubau der 1970 eröffneten Architektur-Ikone vorgeschlagen. Er habe nur mit Verweis auf andere Sanierungsprojekte gesagt, dass es „manchmal besser gewesen wäre, alles abzureißen und neu zu bauen“. Das aber sei bloß eine „rein hypothetische Überlegung“ gewesen.

Zur zweiten Debatte, die er ausgelöst hat, aber steht er: Die Stadtgesellschaft solle und müsse jetzt diskutieren, wie viel Geld man in die Sanierung stecken solle, ob man sich einen privaten Partner dazu hole — und ob für den Theaterbau auch eine andere Nutzung denkbar ist. Geisel wiederholte in diesem Zusammenhang, dass es Stimmen „aus der Kulturgemeinde gibt, die sagen, dass das Central ein guter und zeitgemäßer Ort für das Schauspiel ist“. Hintergrund: Das Central in der alten Paketpost am Hauptbahnhof ist die Ersatzspielstätte für das Theater, solange im und vor dem Schauspielhaus Bauarbeiten laufen.

Auf die Frage, welche andere Nutzung für den Theaterbau am Gründgens-Platz denkbar sei, sagte Geisel: „Das ist nur vorstellbar als öffentlicher Ort. Das Gebäude eignet sich nicht als Bürohaus, Einkaufszentrum oder für Wohnen.“ Jüngst hatte er gegenüber dem Express von einem Kongresszentrum gesprochen. Einer seiner Vertrauten ließ am Freitag auch das Wort „Musical“ fallen. Jede Schauspielhaus-Karte sei hochsubventioniert, da könne man wohl über eine populäre Nutzung nachdenken, wenigstens in den Spielpausen.

Die kann der OB nicht nachvollziehen, denn: „Ich glaube, dass die Fragestellung legitim ist. Das hat nichts mit Stammtisch, Bilderstürmerei oder Absurdistan zu tun.“ Und er stellte klar, dass es derzeit „keine konkreten Gespräche“ mit potenziellen Investoren oder sonstigen Partnern gibt.

Konkret geht es darum, die vermutlich kostenträchtige Sanierung des Schauspielhauses fertigzustellen. Geisel kann sich einen Partner vorstellen, der Kosten und einen Teil des Risikos übernimmt. Ein Modell mit Erbpacht sei ebenso denkbar wie ein PPP (Public-Private-Partnership). Geisel betont: „Private können Arbeiten am Denkmalschutz steuerlich abschreiben, die öffentliche Hand kann das nicht.“

Die Vorstellung, im Schauspielhaus sei seit 1970 nichts gemacht worden, ist falsch: Für eine zweistellige Millionensumme wurde in den vorigen Jahren saniert. Die aktuell laufende Sanierung von Klimatechnik und Elektrik wird wohl rund 21 statt der zunächst veranschlagten 6,5 Millionen Euro kosten. Intendant Wilfried Schulz hätte gern, dass andere notwendige Sanierungen jetzt gleich mitgemacht werden — und hatte Architekt Christoph Ingenhoven damit beauftragt, eine Art „Masterplan“ aufzulegen. Ingenhovens Papier liegt der Stadt inzwischen vor und es ist offenbar der Grund für die Debatte. Darin werden die noch fehlende Sanierung von Dach und Fassade (müsste die Stadt alleine bezahlen) auf zehn bis 15 Millionen Euro geschätzt. Weitere zehn Millionen Euro sollen Umbauten im Inneren kosten (müssten Stadt und Land gemeinsam aufbringen). Geisel fürchtet, dass das noch nicht reicht: „Der Ingenhoven-Masterplan ist, was die Kosten angeht, ausgesprochen vage.“ So sei die Frage des Brandschutzes etwa noch offen. Auch könne die Sanierung der Fassade viel teurer werden, „das sieht man erst, wenn man die Fassade abnimmt“.

Bekannt ist schon, dass Ingenhoven gern das alte Kassenhäuschen abreißen und durch einen Pavillon am Rande des Gründgens-Platzes ersetzen will. Dann wäre der Weg frei für eine große Glasfront im Erdgeschoss, die den Eingangsbereich offener und transparenter wirken lassen soll. Allerdings winkt der Denkmalschutz beim beabsichtigten Abriss ab.

Im Foyer soll offenbar eine Vorrichtung installiert werden, mit der man den großen Raum teilen kann — für die Nutzung auch kleinerer Gruppen.

Das Schauspielhaus plant eine öffentliche Debatte — wahrscheinlich am 12. November —, an der auch Geisel teilnehmen will. Derweil bereitet die Verwaltung eine Vorlage für die Rathaus-Gremien vor. Sie könnte schon am 31. Oktober dem Kultur-Ausschuss vorgelegt werden. Die Fachpolitiker sollen rund fünf Millionen Euro für die laufende Sanierung freigeben, den Ingenhoven-Masterplan zur Kenntnis nehmen — und eine belastbare Kostenschätzung für die weitere Sanierung beauftragen.

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