Düsseldorf Müll: Bürger ärgert Vollservice-Zwang

Die Müllabfuhr wird pauschal berechnet, egal, ob man den Voll- oder nur einen Teilservice kriegt. Das wird zum Beispiel in Wersten kritisiert.

Düsseldorf: Müll: Bürger ärgert Vollservice-Zwang
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Düsseldorf. Vor der Müllabfuhr sind alle Düsseldorfer gleich? Nein. In 44 Stadtteilen zahlen die Anlieger für die graue Restmülltonne den Vollservice der Awista, in den restlichen sechs kommen die Bürger preisgünstiger weg, sie müssen nur den Teilservice abnehmen. Dabei handelt es sich um die „ländlichen Gegenden in Angermund, Kalkum, Wittlaer, Unterbach, Hubbelrath (mit Knittkuhl), die erst 1975 eingemeindet wurden und bis dahin immer nur den Teilservice bei der Müllabfuhr bekamen — danach gewährte die Stadt ihnen sozusagen Bestandsschutz.

Vollservice heißt eigentlich: die Awista rückt im großen Trupp samt Müllwagen an, die Vorhut wuchtet die Tonnen aus Kellern oder vom Grundstück an den Straßenrand, nach dem Leeren bringt die Nachhut sie zurück. Das Problem ist nun: In ganz vielen Stadtteilen benötigen die Anlieger gar keinen Vollservice, oft kann die Awista ihn auch gar nicht bieten, weil Stichstraßen in Wohngebieten schlicht zu eng für die großen Müllautos sind. Deshalb zog jetzt ein Werstener Familienvater vor den Beschwerdeausschuss der Stadt und forderte „Wahlfreiheit bei der Müllabfuhr“, konkret: Er nutzt nur den Teilservice (stellt also selbst die Tonne raus und wieder rein) und will auch nur den bezahlen. „Das wäre gerecht. Und dass es geht, zeigen ja die sechs Ausnahme-Stadtteile“, sagte er.

Der Mann biss jedoch bei Stadtverwaltung und auch den Politikern des Beschwerdeausschusses auf Granit. Zwar will und kann niemand leugnen, dass es beim Müll keine individuelle Kosten-Leistungs-Abrechnung gibt, sondern eine Mischkalkulation. Die sei aber aus organisatorischen Gründen auch geboten, sagt Ratsherr Oliver Müller (SPD): „Letztlich ist die Müllentsorgung eine solidarische Angelegenheit. Ansonsten müssten die Müllmänner so ziemlich an jedem zweiten Haus überlegen, welchen Service sie da gerade leisten sollen.“

In den citynahen Quartieren müsse die Awista in viel stärkerer Besetzung anrücken, als weiter außerhalb. Ja, natürlich müssten bei einer solchen Pauschalregelung etliche Bürger für etwas mitbezahlen, das sie selbst gar nicht bekommen. Müller: „Das ist ja beim Sperrmüll genauso, der ist für alle kostenlos, dabei benötigen ihn manche dauernd, andere nur alle paar Jahre mal oder gar nicht.“ Dennoch sei man in Düsseldorf einig, den Sperrmüll nicht für den einzelnen Nutzer kostenpflichtig zu machen, weil die Folge in anderen Städten zu besichtigen sei: Viel wild entsorgter Sperrmüll, um die Gebühr zu sparen.

Zurück zum Restmüll: Mark Lindert von der Abfallwirtschaftsplanung im Umweltamt gibt zu, „dass der Vollservice bei uns eine recht alternativlose Angelegenheit ist“. Ansonsten jedoch wären zu viele Straßen und Gehwege zu lange mit Mülltonnen zugestellt: „Düsseldorf ist in weiten Teilen zu dicht bebaut, um zuzulassen, dass die vielen Tonnen, die ja zum Teil mehrfach in der Woche geleert werden, dauernd nachts und dann sogar den Folgetag im Straßenraum herumstehen“, sagte Lindert.

Den Beschwerdeführer aus der Werstener Reihenhaussiedlung überzeugt das natürlich nicht — denn dies Argument mag für große Teile von Friedrichstadt, Unterbilk, Oberkassel, Pempelfort, Düsseltal oder Flingern gelten, aber eben nicht für die vielen lockerer bebauten Stadtteile wie Stockum, Lohausen, Ludenberg, Niederkassel, Urdenbach oder eben seinen Teil von Wersten.

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