Mord in Wersten: Stiefschwester gesteht Tötung ihres Bruders

Düsseldorf (dpa) - Eine Studentin hat in Düsseldorf gestanden, ihren jüngeren Stiefbruder auf dem Schulweg überfallen und erstochen zu haben. Die 24-Jährige brach am Freitag beim Prozessauftakt am Düsseldorfer Landgericht ihr monatelanges Schweigen.

Ihr droht die dauerhafte Unterbringung in einer geschlossenen Psychiatrie. Sie soll an einer akuten Schizophrenie erkrankt sein. Die Staatsanwaltschaft geht von ihrer Schuldunfähigkeit aus.

Am Tattag habe sie einen Druck im Kopf gespürt und Stimmen gehört, die ihr gesagt hätten, dass sie ihren Bruder töten müsse, sagte die Beschuldigte. Sie habe sich von ihrer Familie bedroht gefühlt. „Er oder Du“, hätten die Stimmen gesagt. Im Auto ihrer Stiefmutter will sie zuvor Messer gesehen haben. „Zum Selbstschutz“ habe sie sich deswegen auch welche gekauft. „Ich hatte das Gefühl, dass mich alle loswerden wollten.“

Sie habe ihren Bruder dann im Mai auf dem Weg zur Schule verfolgt, in einem Park überholt, festgehalten und auf ihn eingestochen. „Warum?“, habe der Jugendliche noch gefragt. Seine Leiche wies zwölf Stichwunden in Brust, Kehle und Nacken auf.

Wochen vor der Tat hatte sich die Mathematik- und Theologie-Studentin zunehmend abgekapselt. Ihr Vater hatte sie zum Arzt geschickt, doch die empfohlene Therapie habe sie nicht begonnen, weil sie der Diagnose misstraut habe.

Mehrere Zeugen hatten die blutbefleckte Frau mit wirrem Blick in der Nähe des Tatorts gesehen. An den Schulen der Umgebung wurde daraufhin Alarm ausgelöst, die Kinder durften nicht alleine nach Hause gehen, die Eingänge wurden bewacht.

13 Stunden später wurde die Studentin 13 Kilometer entfernt in Langenfeld aufgegriffen und - immer noch blutverschmiert - festgenommen. Bei ihrer Festnahme hatten Polizisten die mutmaßliche Tatwaffe entdeckt - ein Küchenmesser, das sie schnell noch weggeworfen hatte. Sie sei zunächst nicht vernehmungsfähig gewesen, habe gezittert, ihre Kleidung sei völlig verschmutzt gewesen, berichtete der leitende Ermittler.

Sie sei damit einverstanden, in der Psychiatrie zu bleiben, sagte die 24-Jährige am Freitag. Seit sie dort Medikamente bekomme, gehe es ihr etwas besser. Der Prozess wird fortgesetzt.

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